Szene aus "Viktor! Happiness is a warm gun"

Foto: Festspiele/Maurice Korbel
Salzburg – Besucher des "Young Directors Project" der Salzburger Festspiele könnten den Eindruck einer hartnäckig fortschreitenden Infantilisierung junger, aufstrebender Regisseure haben, wobei die Fixierung auf Verhaltensweisen antiautoritärer Krabbelstuben keineswegs geschlechtsspezifisch ist.

Insbesonders Theatermacher mit eidgenössischen Wurzeln scheinen pures Vergnügen daran zu finden, Klassikertexte wie Kinderspielzeug brutal an die Wand zu werfen, Vorlagen wie Puppen zu behandeln, denen man genussvoll Glieder ausreißt, nachdem man grausam am wehrlosen Werk herumgetrampelt ist.

Roger Vontobel ist so mit Grabbes "Scherz, Satire, Ironie" verfahren und blieb jede "tiefere Bedeutung" schuldig. Jetzt hat sich Barbara Weber an einer späten französischen Spiegelung jenes deutschen Surrealismus-Vorläufers vergriffen und Roger Vitracs "Victor oder die Kinder an der Macht" unter dem aufgesetzten Let’s-Play-Titel "Viktor! Happiness is a warm gun" unter die immer dürftiger und gelangweilter ins republic strömenden Leute verschossen.

Echte Verständnisqual

Einige Lacher hier, einiges Kichern dort und zum Schluss kurzes akustisches Wohlwollen. So hört sich schon eine fulminante Publikumsreaktion bei einem nicht unwesentlichen Schauspielprojekt der Festspiele an. Kein Wunder, denn überall quillt dieselbe Affektsoße zu mehr oder weniger fetzigen Begleitklängen über vollgeramschte Bühnenbretter. Dazwischen wuseln Jungdarsteller ohne jegliches Schauspiel-Gen. Man schaut auf Belangloses, aber das Zuhören wird zur echten Verständnisqual.

Die Salzburger Koproduktion mit dem Theater Freiburg und dem Berliner "Hebbel am Ufer" verwechselt Anti-Talentiertheit auf allen Ebenen mit dem in der Tat kommentierungsbedürftigen Prinzip des Surrealismus, durch den bewussten Verzicht auf die Kategorie des Könnens die geordnete Bürgerwelt in die Luft zu jagen. Vitracs Dekonstruktion zweier Spießerfamilien aus der Sicht eines neunjährigen "Monsters" anlässlich einer ins Mörderische entgleisenden Geburtstagsparty verharmlost zu einer schmuddeligen Kissenschlacht aus Fleischbrocken und Emotionshadern. Und die Musik klimpert dazu.

Ein Glück noch, dass wenigstens Aljoscha Stadelmann als zentrales teuflisches Kindesungeheuer einen Schimmer an Abgründigkeit in die flaue Geisterbahn bringt. Man kann sich auch fragen, ob das Klassisch-Surreale der Breton-Clique überhaupt noch aus dem Museum zu befreien ist. Ein Hauch des Zweifels dürfte die Regisseurin gestreift haben, denn sie lässt zum Finale Baudrillards berühmte Einsicht trällern, dass heute alles, inklusive Politik, Sex und Kunst, in sich verschwunden ist. In einer ohnehin verrückten Welt wirken die Skandale der 20er wie Vitrinen-Nippes. Da müsste schon ein leistungsstärkerer Staubsauger her.

Echte Verständnisqual

Einige Lacher hier, einiges Kichern dort und zum Schluss kurzes akustisches Wohlwollen. So hört sich schon eine fulminante Publikumsreaktion bei einem nicht unwesentlichen Schauspielprojekt der Festspiele an. Kein Wunder, denn überall quillt dieselbe Affektsoße zu mehr oder weniger fetzigen Begleitklängen über vollgeramschte Bühnenbretter. Dazwischen wuseln Jungdarsteller ohne jegliches Schauspiel-Gen. Man schaut auf Belangloses, aber das Zuhören wird zur echten Verständnisqual.

Die Salzburger Koproduktion mit dem Theater Freiburg und dem Berliner „Hebbel am Ufer“ verwechselt Anti-Talentiertheit auf allen Ebenen mit dem in der Tat kommentierungsbedürftigen Prinzip des Surrealismus, durch den bewussten Verzicht auf die Kategorie des Könnens die geordnete Bürgerwelt in die Luft zu jagen. Vitracs Dekonstruktion zweier Spießerfamilien aus der Sicht eines neunjährigen "Monsters" anlässlich einer ins Mörderische entgleisenden Geburtstagsparty verharmlost zu einer schmuddeligen Kissenschlacht aus Fleischbrocken und Emotionshadern. Und die Musik klimpert dazu.

Ein Glück noch, dass wenigstens Aljoscha Stadelmann als zentrales teuflisches Kindesungeheuer einen Schimmer an Abgründigkeit in die flaue Geisterbahn bringt. Man kann sich auch fragen, ob das Klassisch-Surreale der Breton-Clique überhaupt noch aus dem Museum zu befreien ist. Ein Hauch des Zweifels dürfte die Regisseurin gestreift haben, denn sie lässt zum Finale Baudrillards berühmte Einsicht trällern, dass heute alles, inklusive Politik, Sex und Kunst, in sich verschwunden ist. In einer ohnehin verrückten Welt wirken die Skandale der 20er wie Vitrinen-Nippes. Da müsste schon ein leistungsstärkerer Staubsauger her. (Anton Gugg/DER STANDARD, Printausgabe, 1.8.2006)