Arbeiten am Faladíe-Staudamm, der Stausee soll 15 Hektar Land bewässern. Es ist eines der größten Hilfsprojekte für Mali

Foto: Hannes Schlosser

"Wir warten schon dringend auf den Damm", sagt ein Bauer aus Faladié, einem Dorf rund 30 Kilometer nordwestlich von Bamako, „denn es hat heuer noch kaum geregnet und wir konnten noch nicht mit der Aussaat beginnen“.

Während die Journalistengruppe mit Caritas-Präsident Franz Küberl an der Spitze das weitläufige Dorf besucht, türmen sich dunkelgraue Regenwolken auf, aber drei Stunden später hat sich wieder alles verzogen und ein wolkenloser Abendhimmel taucht die ausgetrocknete Buschlandschaft in sanftes Licht. Es ist eine trügerische Schönheit.

Bäche aufstauen

Was die Caritas-Bamako mit Spenden aus Österreich im 2000 Menschen zählenden Faladíe vorhat, soll beispielhaft für die Region sein. Anhand eines Satellitenbildes wurde ein Projekt entwickelt, bei dem mehrere niedrige Staudämme zwei Bäche aufstauen sollen, die nur in der Regenzeit (Juni bis Oktober) Wasser führen.

Auf den Flächen rundherum sind Gemüsebau und Wiederaufforstung geplant. In der zweiten Hälfte der Trockenzeit soll dann die Staufläche selbst zum Anbaugebiet werden. Die Arbeit an den Dämmen leisten die Bewohner selbst. Sie sind es letztlich auch, die bei der Aufteilung der neuen Nutzflächen das letzte Wort haben werden.

Die Region Kayes, ganz im Westen des riesigen Lands, ist eines der heißesten und trockensten Gebiete des Kontinents. Im vorigen Jahr ist die Getreideernte dort, ebenso wie in weiten Teilen der Sahelzone, zum Großteil ausgefallen. Das zusätzlich Schreckliche daran: Was noch übrig geblieben war, wurde von Heuschreckenschwärmen vernichtet.

Getreidespeicher

Eine Nothilfe durch Getreidelieferungen war die unmittelbare Antwort der Caritas, die Errichtung von Getreidespeichern soll langfristig die Ernährung der Bewohner sichern. Ségoubougou im Süden der Region ist eines von 20 Dörfern, das im Vorjahr einen solchen Speicher erhalten hat. Ein einfaches Lehmhaus mit Blechdach, einmalig von der Caritas mit Getreidesäcken gefüllt.

Dazu erfolgte die Einschulung von Verantwortlichen, die von den Dorfbewohnern ausgesucht wurden. Jetzt kann man in Ségoubougou mit dem Getreide handeln, um mit dem dabei erzielten Gewinn zu Zeiten niedriger Getreidepreise den Speicher wieder aufzufüllen. Für 20 Projekte betrug der finanzielle Aufwand der Caritas im Vorjahr gerade einmal 30.000 Euro. Eine andere Methode der langfristigen Nahrungssicherheit wird im nahen Tintiba präsentiert: Tiefbrunnen wurden gebohrt, sie liefern auch in der ausgedehnten Trockenzeit Wasser. Damit ist der Anbau von Obst und Gemüse möglich, der den Menschen in der Region eine Existenzgrundlage schafft.

Von Kayes nach Tintiba sind es nicht mehr als 50 Kilometer. Die Piste, die dort hinführt, ist für die Verkehrsverhältnisse in Mali gut ausgebaut. Aber auch mit einem geländegängigen Wagen muss man für diese Strecke mit zweieinhalb Stunden Fahrzeit rechnen. Bricht die landwirtschaftliche Struktur dieser Dörfer zusammen, bleiben deren Bewohnern nur zwei Möglichkeiten: die elenden Viertel von Kayes oder die abenteuerliche Flucht nach Europa. (Hannes Schlosser aus Bamako/DER STANDARD Printausgabe, 28.07.2006)