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Ratko Mladic

foto: reuters/RANKO CUKOVIC
Belgrad - Die Belgrader Behörden werden einen Steckbrief für einen der meist gesuchten Angeklagten des UNO-Kriegsverbrechertribunals, den früheren Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, ausstellen und auch ein Kopfgeld für ihn ausschreiben. Das berichtete am heutigen Donnerstag die Belgrader Tageszeitung "Danas".

Der Leiter der Belgrader Behörde für Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal, Rasim Ljajic, sagte der Tageszeitung "Blic", dass das Innenministerium, der Nachrichtendienst BIA und der Militärnachrichtendienst am Freitag einen gemeinsamen Arbeitsplan anfertigen würden.

Die serbische Regierung hatte vergangene Woche einen Aktionsplan für die Festnahme von Mladic genehmigt, dessen Umsetzung nach Angaben des Innenministers Dragan Jocic Anfang dieser Woche begonnen hat. Die Details wurden der Öffentlichkeit nicht veröffentlicht.

Mladic der frühere Zivilführer der bosnischen Serben Radovan Karadzic wurden vor elf Jahren vom UNO-Tribunal des Völkermordes und anderer Kriegsverbrechen in Bosnien-Herzegowina angeklagt. Beide sind weiterhin flüchtig.

Del Ponte: "Wir wissen, wo Mladic ist"

Die Chefanklägerin des UNO-Kriegsverbrechertribunals für das frühere Jugoslawien, Carla Del Ponte, hat sich beeindruckt gezeigt von der Art, wie sich der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic in seinem Prozeß verteidigt hat. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagausgabe) sagte sie laut einer Vorabmeldung: "Wie er gewisse Zeugen verhört hat, war faszinierend. Er wusste schon, wie man die Leute nimmt. Ich habe das bewundert." Seinen Tod bezeichnete sie als "Niederlage".

Große eigene Fehler will Carla Del Ponte, die sich vor allem als Vertreterin der Opfer sieht, im Rückblick auf ihre bisherige Amtszeit nicht erkennen. Ihr Ziel habe sie aber nicht erreicht, solange noch sechs mutmaßliche Kriegsverbrecher auf freiem Fuß seien. Del Ponte wies auf Versuche hin, ihre Arbeit politisch zu beeinflussen. "Oft wurde versucht, aus politischen Gründen auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung einer Anklage Einfluss zu nehmen", sagte sie in Den Haag.

Zugleich hob sie hervor: "Wir arbeiten nicht unter politischem Druck. Wir lassen uns nicht von der Politik führen." Die Anklägerin beklagte die mangelnde Zusammenarbeit auch der internationalen Gemeinschaft bei der Suche nach Kriegsverbrechern und erläuterte ihren Wunsch nach einer eigenen Eingreiftruppe. "Niemand sucht (Radovan) Karadzic", beklagte die Schweizer Juristin. Die Suche nach dem bosnischen Serbenführer sei eingeschlafen.

"Wir konzentrieren uns jetzt auf (den bosnisch-serbischen Ex-Militärchef Ratko) Mladic, denn wir wissen, wo er ist. Und wir wissen, dass Belgrad ihn uns geben kann." Der serbische Ministerpräsident Kostunica wisse genau, wo Mladic sich bis Februar dieses Jahres aufhielt. "Kostunica weiß auch genau, dass er Mladic selbst beschützt hat bis 2002." Frau Del Ponte sagte, "sehr wahrscheinlich" hätten auch die Ermittlungen gegen den mittlerweile gestorbenen bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic zu einer Anklage geführt.

Zu dem ehemaligen kosovarischen Ministerpräsidenten Ramush Haradinaj, der gegen den Willen Frau Del Pontes bis zum Beginn seines Prozesses auf freien Fuß gesetzt wurde, merkte sie kritisch an, er sei der einzige Angeklagte, der sich politisch betätigen dürfe. "In der Entscheidung heißt es, er sei ein Sicherheitsfaktor für das Kosovo. Ich habe das nie verstanden. Für mich ist er ein Kriegsverbrecher." (APA)