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Israel setzt Angriffe in Libanon und Gaza fort

AP Photo/Jacob Silberberg

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Israelische Soldaten transportieren einen Verwundeten in ein Krankenhaus in Haifa.

Foto: REUTERS/Eliana Aponte
Tel Aviv/Beirut/New York/Jerusalem - Das israelische Sicherheitskabinett hat am Donnerstag die Intensivierung der Luftangriffe im Libanon beschlossen. Die Entscheidung sei angesichts der zunehmenden Verluste beim Bodeneinsatz getroffen worden, meldete der Militärrundfunk in Jerusalem. Am Mittwoch waren bei Kämpfen mit der schiitischen Hisbollah-Miliz mindestens neun israelische Soldaten ums Leben gekommen.

"Vorteil gegenüber Hisbollah ist unsere Feuerkraft"

Vor der Sitzung des Sicherheitskabinetts hatte Justizminister Haim Ramon in Jerusalem dem Armeesender gesagt: "Unser großer Vorteil gegenüber Hisbollah ist unsere Feuerkraft, nicht der Kampf von Mann gegen Mann." Die Luftwaffe müsse die Ortschaften im Südlibanon stärker bombardieren, bevor Bodentruppen einrücken könnten. Die israelische Armee plant nach Informationen der auflagenstärksten Tageszeitung "Yedioth Ahronoth" Angriffe auf Dörfer im Südlibanon, aus denen Raketen auf Nordisrael abgefeuert werden.

Zusätzliche Reservisten

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert erklärte laut einem Rundfunkbericht vor dem Sicherheitskabinett, die Militäraktion in ihrer derzeitigen Form erfülle ihren Zweck. Allerdings wurde beschlossen, zusätzliche Reservisten einzuberufen, um die Truppen im Libanon aufzufrischen. Dafür sollen drei neue Divisionen von Reservisten aufgestellt werden, meldete der israelische Rundfunk. Das würde bedeuten, dass insgesamt rund 15.000 Reservisten zum Einsatz kämen. Bei Kämpfen um die südlibanesische Hisbollah-Hochburg Bint Jbeil und ein Nachbardorf hatte die israelischen Armee am Mittwoch mit neun getöteten Soldaten die höchsten Verluste an einem Tag seit dem Beginn der Offensive erlitten.

Israels Armee trifft weiter auf starken Widerstand im Südlibanon

Die heftigen Gefechte zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der Schiitenmiliz Hisbollah im Südlibanon sind am Donnerstag weitergegangen. Israelische Soldaten seien in das seit Tagen umkämpfte Dorf Bint Jbeil eingerückt, wo sie "intensiven Angriffen" von Hisbollah-Kämpfern ausgesetzt seien, teilte die Armee am Donnerstag mit. "Die Kämpfe in diesem Sektor gehen weiter." Am Vortag waren in Bint Jbeil acht israelische Soldaten getötet worden.

Wie die Armee weiter mitteilte, flog die israelische Luftwaffe innerhalb von 24 Stunden 120 Angriffe auf Ziele im Libanon. Dabei seien Raketenwerfer, Munitionslager und Kommandoposten der Hisbollah zerstört worden. Außerdem seien auf der Straße zwischen Beirut und der syrischen Hauptstadt Damaskus drei mit Waffen beladene Fahrzeuge getroffen worden.

Libanon: Bis zu 600 Tote durch israelischen Beschuss

Im Libanon sind nach Schätzungen der Regierung seit Beginn der Kämpfe bis zu 600 Menschen getötet worden. Wie der libanesische Gesundheitsminister Mohammed Khalifeh sagte, zählten die Krankenhäuser bisher 401 Leichen als Ergebnis des israelischen Beschusses. Zusätzlich würden noch bis zu 200 Leichen unter dem Schutt liegen. Sie hätten bisher nicht geborgen werden können, weil die Kämpfe weitergingen.

Belagerungsring

Nach libanesischen Polizeiangaben forderte die israelische Armee die Bewohner des südlibanesischen Dorfs Ain Ebel nahe Bint Jbeil zum Verlassen ihrer Häuser auf. Den Angaben zufolge wollte Israel in dem Dorf Stellung beziehen, um seinen Belagerungsring um Bint Jbeil zu verstärken. In Ain Ebel haben zahlreiche Flüchtlinge aus umliegenden Dörfern Schutz gesucht: Normalerweise leben in dem Dorf 6000 Menschen, zumeist Christen. Inzwischen halten sich dort zusätzlich schätzungsweise 10.000 schiitische Flüchtlinge auf.

Hisbollah-Rakete traf Chemiewerk

Eine von der libanesischen Schiitenmili Hisbollah abgefeuerte Rakete hat am Donnerstag ein Chemiewerk in der nordisraelischen Stadt Kiryat Shmona getroffen, wie die israelischen Sicherheitskräfte mitteilten. Zum Ausmaß des Schadens und zur Frage, welche Chemikalien betroffen waren, lagen zunächst keine Angaben vor. Seit Beginn der israelischen Angriffe auf den Libanon vor mehr als zwei Wochen hat die Hisbollah-Miliz mehr als 1400 Raketen auf Israel gefeuert.

Raketenangriffe auf Nordisrael

Eine israelische Armeesprecherin teilte mit, im Umkreis der Stadt Safed seien mindestens zehn Katjuscha-Raketen eingeschlagen. Israelische Medien berichteten, der Angriff habe einen größeren Waldbrand ausgelöst.

Vier Tote im Gaza-Streifen

Bei der israelischen Offensive im Gaza-Streifen sind am Donnerstag mindestens drei Palästinenser getötet worden. Ein 16-Jähriger und ein 23-Jähriger wurden im Osten von Gaza von Granaten getroffen, wie aus palästinensischen Sicherheitskreisen verlautete. Zuvor war demnach eine etwa siebzig Jahre alte Frau ebenfalls von einer Granate getötet worden. Das Geschoss schlug in ihr Haus beim Flüchtlingslager Jabaliya nördlich von Gaza ein. Insgesamt seien 23 weitere Menschen bei Angriffen verletzt worden.

Israelische Grenzschützer erschossen bei Jerusalem einen Palästinenser, der zuvor auf sie gefeuert hatte. Der Jugendliche habe mit einer Pistole geschossen, sagte ein Polizeisprecher. Die Grenzbeamte seien verletzt worden.

Israelische Armee rückt in Flüchtlingslager Jenin ein

Die israelische Armee ist am Donnerstag in das palästinensische Flüchtlingslager Jenin im Norden des Westjordanlands eingerückt. Rund vierzig Geländewagen seien im Osten in den Ort vorgestoßen, wo anschließend Schüsse zu hören gewesen seien, verlautete aus palästinensischen Sicherheitskreisen. Mehrere Häuser seien auf der Suche nach Verdächtigen umstellt worden. Israel Armee bestätige, es gebe eine "Verhaftungsoperation".

Ziele im Südlibanon

Am Vorabend hatte die israelische Luftwaffe eine libanesische Armeekaserne 40 Kilometer nördlich von Beirut angegriffen. Personen kamen nicht zu Schaden. Mehrere Radaranlagen wurden zerstört. Im Norden des Gazastreifens griffen Kampfflugzeuge in der Nacht ein mutmaßliches Waffenlager militanter Palästinenser im Flüchtlingslager Jabalia an. Wie es hieß, waren die Anwohner zuvor aufgefordert worden, das Gebiet zu verlassen.

"Sicherheitszone"

Israel will im Kampf gegen die Hisbollah-Miliz auf der libanesischen Seite der gemeinsamen Grenze eine zwei Kilometer breite "Sicherheitszone" einrichten. Dieses Gebiet solle bis zu einem Eintreffen internationaler Truppen gehalten werden, zitierten israelische Medien Ministerpräsident Ehud Olmert. Er habe seinen Ruf nach einer Friedenstruppe für das Grenzgebiet wiederholt. "Wir brauchen internationale Eingreiftruppen, die militärische Ressourcen haben und reagieren und eingreifen können", sagte Olmert. Auf den Zeitpunkt für eine mögliche Waffenruhe wollte er sich nicht festlegen. "Jetzt ist die Zeit, mit aller Gewalt vorzugehen", wurde er zitiert.

Israel setzte den Aufmarsch an seiner Nordgrenze am Mittwoch fort. Es seien zusätzliche Truppen verlegt worden, beobachtete ein Journalist. Israelische Medien berichten, eine Eliteinheit sei östlich von Bint Jbeil in Stellung gegangen, um weitere Dörfer anzugreifen, die bisher unter Kontrolle der Hisbollah stehen.

Guerillakrieg

"Unsere Kämpfer führen einen Guerillakrieg. Sie kommen aus dem Untergrund, aus engen Straßen, Häusern und Fenstern", sagte ein Hisbollah-Vertreter in Beirut zur Lage in Bint Jbeil. "Es gibt heftige Schießereien." Die israelische Armee teilte am Mittwoch mit, sie habe weiter keine vollständige Kontrolle über die Stadt, die am Vortag als bereits eingenommen bezeichnet worden war. (APA/dpa)