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Foto: Reuters/Str
+++Pro Von Thomas Rottenberg

A. stellte den Umzugskarton ins Zimmer: Wir waren eingeladen - und da konsultieren wir vorher den Karton. Der ist voll. Rappelvoll. Mit Gastgeschenken. Also jenem Zeug, mit dem Journalisten bei PR- und Society-Events dafür belohnt werden, dass sie dann unvoreingenommen Bericht erstatten.

Wir gruben durch die oberen Schichten: Fächer, Flipflops und Parfum (Marionnaud), eine Badetasche mit iPod-Lautsprechern und ein Batterie-Handventilator (Manner), aufrollbare Foliensonnenbrillen und Ferngläser (Nokia), Schlüsselbänder (u. a.: Fiona-S.-Kollektion, Showbarkeeper, Le Meridien), T-Shirts (adidas, Ottakringer & Co.), ein Lockenstab (Remington), Golfbälle (Puma), Glitzerzeug (Swarovski), Brausepulver (Ikea), ein Strandspiel (Flingo), Badetücher (Manner, ATV, Hutchison), etc. . ...

Ich nahm die Ferngläser - aber A. fragte, ob ich blöd sei: Die hätten uns doch unsere Gastgeber geschenkt. Vor unserem letzten Urlaub: Der Einlader wäre doch selbst Journalist. Wir entschieden uns dann für Blumen. Die waren frisch. Und echt. Aber über das Strandspiel haben sich die Kinder unserer Gastgeber im Urlaub dann wirklich gefreut.

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Contra---
Von Doris Priesching

Es ist ja nicht so, dass ich etwas gegen Gastgeschenke hätte. Ich werde gerne beschenkt. Das letzte Sommerfest war spitze, alle haben feine Sachen mitgebracht, und wir haben uns noch Tage danach über Einfallsreichtum und Großzügigkeit gefreut.

Mein Gastgeschenkeproblem liegt tiefer begründet, es resultiert schlicht aus einer Verletzung eines sehr zerbrechlichen Ego, nämlich des meinigen. Es ist schon eine Zeit her, als ich einer Einladung zu einem Geburtstagsfest mit einem Strauß duftenden Flieders aus dem Garten meiner Eltern folgte.

Zugegeben, das war noch zu einer Zeit, als Ribiselwein als Mitbringsel weitaus höher geschätzt war als ein Blumenbuschen. Statt sich zu bedanken, sagte die Beschenkte "na ja" und legte den Strauß zur Seite. Als der Abend vorbei war, sah ich die verdorrten Blumen am selben Platz vor sich hin welken. Ich nahm sie, warf sie in den Müll und brachte bei Einladungen fürs Erste nur mehr Ribiselwein mit.

Seither bin ich vorsichtig - und einfallslos. Für mehr als eine Flasche Wein reicht es nicht. Ich habe aber Fortschritte gemacht: Die Gastgeber werden nicht mehr mit Ribiselwein beglückt. (Der Standard/rondo/28/07/2006)