Wien/Bratislava - Die geplante Übernahme der beiden slowakischen Flughäfen, Bratislava und Kosice durch das Konsortium TwoOne unter Führung des Wiener Flughafens steht auf der Kippe.

Verantwortlich dafür soll der neue Regierungschef Robert Fico sein. Seit dessen Amtsantritt vor wenigen Wochen, habe man den Eindruck, dass die Wiener aus dem bereits abgeschlossenen Verfahren (die Kaufverträge wurden im Februar unterzeichnet) hinausgedrängt werde, berichten Insider in Bratislava.

Wurden bisher Anträge über diverse Auflagen und Verhaltensregeln) in Abstimmung mit dem slowakischen Verkehrsministerium gemacht und diese dann an die Wettbewerbsbehörde weitergeleitet, so sei das nun nicht mehr möglich. Das Verkehrsministerium bliebe auch nach der mehrheitlichen Übernahme der Flughäfen mit 34 Prozent an beiden slowakischen Airports beteiligt.

Die Antimonopolbehörde, die ihre Entscheidung bereits einmal verschob und nun bis 14. August tätig werden müsste, überlegt dem Vernehmen nach, auch diese Frist verstreichen zu lassen oder sogar negativ zu entscheiden. Die österreichische Wettbewerbsbehörde hat bereits grünes Licht gegeben.

"Großer politischer Fehler"

Fico hat in der Vergangenheit mehrfach betont, dass der Verkauf der Flughäfen ein "großer politische Fehler der Vorgängerregierung war". Dazu kommt, dass der Vertrag der Chefin der Antimonopolbehörde im September zur Verlängerung ansteht. Die Behörde ist zwar offiziell unabhängig, allerdings bestimmt das Parlaments-Präsidium auf Vorschlag der Regierung die Behörden-Führung.

Wie es weitergeht, sollte die Wiener nicht zum Zug kommen, ist völlig offen. Entweder die Airports bleiben im öffentlichen Besitz oder es wird mit dem unterlegenen zweitgereihten, der spanischen Abertis-Gruppe verhandelt. Den Verkaufsprozess gewannen die Wiener jedenfalls haushoch: Sie boten für beide Flughäfen 299 Mio. Euro und verpflichteten sich bis 2010 weitere 250 Mio. zu investieren.

Ohne professionellen Betreiber sind die Chancen, die slowakischen Airports auszubauen, allerdings sehr gering. Denn derzeit sind in Bratislava nur Ryanair und SkyEu-rope stationiert. Die Wiener wollten von Bratislava aus den Punkt-zu-Punkt-Verkehr für Business-, Charter- und Low-Cost-Carrier entwickeln. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.7.2006)