Das ist sehr schön für all jene, auf deren Konto es sich niederschlägt. Zumal angesichts von kolportierten Produktionskosten von rund 225 Millionen Dollar (sowie angenommenen Marketingkosten im 100-Millionen-Bereich) – und während der Entertainmentkonzern sein Filmdepartment aufgrund vorangegangener Einbußen gerade abschlankt (siehe Artikel unten).
Der gemeine Kinozuseher, seien wir ehrlich, lässt sich von solchen Informationen wahrscheinlich nur mäßig beeindrucken. Was er und sie will, ist vielmehr: die Fortsetzung von "Pirates of The Caribbean: The Curse of The Black Pearl" sehen, über Johnny Depp als leicht debilen Piratenkapitän lachen, eventuell Orlando Bloom oder auch Keira Knightley anschmachten, spektakuläre Actionszenen bewundern. Und vor allem: endlich eine gute Unterhaltung in einem Blockbuster-technisch mauen Kinojahr erleben.
Die ersten Faktoren sind zwangsläufig gegeben, wie es um die Unterhaltung tatsächlich bestellt ist, sei vorerst noch dahingestellt. "Fluch der Karibik 2", der im Original vollständig "Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest heißt" und wieder von Gore Verbinski inszeniert wurde, führt die drei Hauptfiguren – Captain Jack Sparrow (Depp), Will Turner (Bloom) und Elizabeth Swann (Knightley) – natürlich wieder zusammen.
Schwacher Herzschlag
Diesmal gilt es, einen anderen Fluch zu bannen, der das noch schlagende Herz eines längst zum Untoten mutierten Seefahrers involviert. Zunächst wird es allerdings einmal ein bisschen langweilig. Eine Hochzeit platzt, es regnet – die Geschichte kommt nur langsam in Schwung. Dialogsätze werden bisweilen in einer Weise aufgesagt, als hätte hier ein Anfänger eine Laienspieltruppe dirigiert.
Bald darauf folgt immerhin eine fesselnde Actionsequenz, deren Set und Statisterie zwar aussehen, wie vom King-Kong-Dreh übrig geblieben, die jedoch spektakuläre Dynamik zu entfalten weiß: In runden, aus Gebeinen gefertigten Käfigen hängen die Piraten hoch über einer Schlucht, während sich die Indigenen anschicken, Jack Sparrow zu rösten. Das produziert bald ein wildes Schwingen, Rollen und Stürzen. Nicht umsonst entstammt der Filmstoff einem Erlebnis-Ride aus Disney World.
Der Film ist also stellenweise charmant und mitreißend, aber auch über weite Strecken schwer erträglich – schließlich hat man eine epische Länge von 150 Minuten gewählt. Da man aber etwa die Entwicklung der Figuren als fürs Erste abgeschlossen zu betrachten scheint und der Vater-Sohn-Konflikt der Herren Turner nicht viel an Affekten abwirft, bleiben dafür vor allem kleine intrigante Scharmützel und großes Schlachtgetöse übrig. Story? Die geringste Nebensache der Welt.
Das Special-Effects-Department hat stattdessen die untoten Widersacher mit allerlei Meeresfauna verschnitten: Da trägt einer das flache Haupt eines Hammerhais, ein anderer kommt mit Muschelbewuchs, und der finstere Kapitän ohne Herz ist als Molluske ausstaffiert. Johnny Depp, der hüftwiegend und armrudernd durch den Film tänzelt, hat mit Jack Sparrow seine Charlies-Tante-Rolle gefunden. Der sich abzeichnende Aufschub bestimmter durchaus spannungsträchtiger Figuren-Konflikte auf Teil drei verstärkt zunehmend den Eindruck, dass der aktuelle Film das Selbstverständnis eines (langen) Interludiums pflegt.