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Studie: Wenig Geld und enormer Stress für Österreichs BürgermeisterInnen.

foto: apa/jaeger
Wien – Nichts scheint heutzutage einfacher zu sein, als Bürgermeister zu werden; denn für das Amt gibt es immer weniger Interessierte: Im Bundesland Salzburg etwa sind 20 Prozent der Bürgermeister bei der Wahl die einzigen Kandidaten, haben also keine Kontrahenten. "Ob das demokratiepolitisch sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln," meint Helmut Mödlhammer, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes.

Mödlhammer meint, dass sich der Aufgabenbereich der Bürgermeister deutlich gewandelt hat. War er früher noch ein Repräsentant der Gemeinde, so häufen sich jetzt seine Aufgaben: er ist einerseits ein Manager, der verantwortlich gemacht wird für den Erfolg seiner Gemeinde, andererseits der "Beichtvater" der Gemeinde, der für alle politischen Fragen zur Verfügung stehen muss – egal, ob diese nun in seinem Kompetenzbereich liegen oder nicht.

Um herauszufinden, wo das geringe Interesse für das Amt seine Ursache hat und wie man dem Trend entgegen steuern kann, gab Mödlhammer eine Studie in Auftrag, bei der 910 österreichische Bürgermeister befragt wurden.

Wo sind die Bürgermeister?

Das Bild der österreichischen Bürgermeister ist recht einheitlich: 96 Prozent sind männlich, 90 Prozent verheiratet, 78 Prozent über 45 Jahre alt und 59 Prozent haben Unterhaltspflichten für Kinder.

Die Einkommen der Bürgermeister variieren anhängig von der Größe der Gemeinden. Im Schnitt verdienen die Bürgermeister 1392 Euro pro Monat – angesichts der Lebenssituation, in der sich die meisten Befragten befinden ein recht niedriger Wert. Studienautor Wolfgang Mazal: "Dieses Einkommen ist vergleichbar mit dem einer 25jährigen Assistentin."

Zwar üben die meisten Bürgermeister ihr Amt nur als Nebenberuf aus, allerdings ist der zeitliche Aufwand nicht zu vernachlässigen: Durchschnittlich werden pro Woche knapp 33 Stunden investiert, in Vorarlberg sind es fast 48 Stunden.

Keine soziale Absicherung

Neben geringem Gehalt und viel Arbeitsaufwand beschweren sich die Bürgermeister aber vor allem über ihre mangelhafte soziale Absicherung: Da Gemeindemandatare nicht arbeitslosenpflichtversichert sind, haben sie im Falle eines plötzlichen Austritts – etwa, wenn sie doch mal abgewählt werden – lediglich ein Anrecht auf Sozialhilfe. Die Gesamtsituation veranlasst Mödlhammer dazu, die nächste Regierung – wie auch immer sie zusammengesetzt sein mag – dazu aufzufordern, den Kompetenzbereich der Bürgermeister neu zu definieren, ein neues Anreizsystem für Kommunalpolitiker zu finden und die sozialen Hindernisse zu beseitigen. (Stefan Mey)