"Gefangenenfreilassung ist besser als Gräber schaufeln", skandierte die Menge, die sich aus jüdischen und arabischen Israelis zusammensetzte. Die Befreiung der Gefangenen zählt zu den Forderungen der libanesischen Hisbollah und der palästinensischen Hamas an die israelische Regierung. Der arabisch-israelische Abgeordnete Mohammed Barrakeh sagte am Rande der Kundgebung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Dieser Krieg ist eine Katastrophe." Er befürchte, dass die Militäraktion noch lange nicht zu Ende sei: "Dieser Krieg wird sicherlich nicht bald enden, aber wir werden mit dem Protestieren nicht aufhören."
London: Tausende protestierten gegen Libanon-Angriffe
Tausende Demonstranten haben am Samstag in der britischen Hauptstadt London gegen die israelischen Angriffe auf den Libanon protestiert. Wie mehrere hundert Demonstranten in Amsterdam übten sie zudem Kritik an der Weigerung der US- und der britischen Regierung, das Vorgehen Israels zu kritisieren.
Der Polizei zufolge beteiligten sich rund 7.000 Menschen an dem Protestzug, der sich vom Themse-Ufer bis zum Hyde Park durch London zog - erst in strahlendem Sonnenschein und dann bei heftigsten Regenfällen. Viele der Demonstranten trugen libanesische Fahnen und Spruchbänder, auf denen "israelische Verbrechen im Libanon" angeprangert wurden. "Wir alle sind die Hisbollah. Boykottiert Israel", war auf einem zu lesen. Auf einem anderen stand: "Die Achse des Bösen: Bush, Blair, Olmert." Für Sonntag kündigten pro-israelische Gruppen eine Demonstration in London an.
Mehrere hundert Menschen gingen auch in Birmingham, Manchester, Glasgow, Newcastle und Sheffield auf die Straße. In Amsterdam verurteilten rund 700 Menschen während einer Kundgebung das militärische Vorgehen Israels.
Ausschreitungen bei Kundgebung in Stockholm
An mehreren Orten in Schweden haben am Samstag zahlreiche Menschen gegen Israel und den Libanon protestiert. Laut der Online-Ausgabe der Tageszeitung "Dagens Nyheter" demonstrierten in der Hauptstadt Stockholm zwischen 1.500 und 2.000 Menschen. Weitere Kundgebungen gegen den Krieg und gegen Israel fanden in den Städten Göteborg, Uppsala, Västerås und Piteå statt.
Nach einer Protestkundgebung, die in der Nähe der abgeriegelten US-Botschaft in Stockholm stattgefunden hatte, kam es zu Ausschreitungen zwischen einer Gruppe 200-300 Demonstranten und der Polizei. Eine Hand voll Personen wurden laut "Dagens Nyheter" festgenommen.
Schweigemarsch in Genf
Etwa 500 Personen haben am Samstag in Genf an einem Schweigemarsch gegen die israelische Militärintervention im Libanon teilgenommen. Sprecher gaben ihrer Wut und Ohnmacht gegenüber dem Krieg im Nahen Osten Ausdruck. Der Schweigemarsch solle darauf hinweisen, dass es keine Worte mehr gebe, um das "Unfassbare" zu benennen, sagte einer der Organisatoren der Kundgebung.