Gesellschaftspolitischer Auftrag nicht erfüllt
Konkret bemängeln die Grünen Mandatare, die sich beide offen zu ihrer Homosexualität bekennen, dass Schwule und Lesben auf Wunsch der ORF-Chefetage aus dem Programm ausgeklammert würden. Erwiesen sehen sie das unter anderem darin, dass der ORF die amerikanische Erfolgsserie "The L Word - Wenn Frauen Frauen lieben" nicht zeigt, und das, obwohl sie geplant und bereits gekauft gewesen sein soll. Der ORF komme seinem gesellschaftspolitischen Auftrag nicht nach, so die Kritik.
Verschwundene Serien
Es gäbe außerdem jede Menge "verschwundene" Serien, in denen Homosexuelle eine größere Rolle gespielt hätten und umgehend vom Programm gestrichen worden seien. Eine Eigenproduktion, in deren Mittelpunkt Homosexuelle stehen, hätte der Sender am Küniglberg ohnehin noch nie hervorgebracht, kritisiert Schreuder.
Die Grünen fordern daher, dass der ORF künftig homosexuelle Lebensweisen zeigt und nicht versteckt und dadurch zum Abbau von Vorurteilen und Barrieren beiträgt. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, brachten sie einen überdimensionalen Fernsehrahmen mit, in dem sie zeigten, was ORF-Chefin Lindner "nicht sehen will", so Schreuder: "Ein weibliches und ein männliches Paar, die sich küssen."
ORF weist Grünen-Vorwurf zurück
Der ORF hat am Freitag den Vorwurf der Grünen zurückgewiesen. Der ORF beschäftige sich in seinen eigenproduzierten Programmen intensiv mit Homosexualität, betonte Programmdirektor Reinhard Scolik in einer Aussendung. Er führte dazu als Beleg die prominente TV-Reihe "Brüder" an sowie mehrere andere Filme, die sich mit Homosexualität in der österreichischen Lebenswelt beschäftigen und durchaus als Diskussionsbeiträge zur Gesellschaftspolitik zu sehen seien. Ebenso stelle die Filmförderung des ORF bedeutende Geldmittel für die Herstellung von themenaffinen Dokumentarfilmen zur Verfügung.