"Nicht sehr lustig, in Plastiksackerln zu archivieren"
"Es geht ein unwahrscheinlicher Mief durch alles, weil vieles feucht gelagert wurde", erklärte der Historiker Helmar Kögl am Donnerstag bei einer Pressekonferenz: "Es ist nicht sehr lustig, in Plastiksackerln zu archivieren und das in den feuchten Keller zu stellen." Der Nachlass macht 700 Kisten und "unwahrscheinlich viele Koffer" mit rund 1.000 themenbezogen befüllten Nylonsäcken aus.
Seit Mai des vergangenen Jahres kümmert sich Kögl ehrenamtlich um die Bestände, die Prawys Lebensgefährtin Senta Wengraf der Stadt Wien übergeben hatte. Auch die Säcke selbst werden archiviert. Entgegen dem populären Mythos stammen sie übrigens nicht alle von einer heimischen Lebensmittel-Handelskette. Vielmehr hat Prawy die Säcke von seinen Reisen in aller Welt mitgebracht.
Enormer Umfang des Nachlasses
Der Umfang des Nachlasses ist enorm. Laut Kögl umfasst er mindestens 5.000 Musik-Bücher und an die 10.000 Opern- und Konzertprogramme aus aller Welt. Auch ein reichhaltiges Fotoarchiv - zum Teil in äußerst schlechtem Zustand - wurde gefunden: Bilder von Prawy im Matrosenanzug, als amerikanischer Soldat in Frankreich, als Produzent und auch als Vortragender im weißen Sakko finden sich darin.
Weitere Fundstücke umfassen Briefe und Magnetbänder, Zeitungsartikel, Drehbücher und Partituren, aber auch Greißlerrechnungen und Mahnungen von Gläubigern. "Dieses Leben ist wirklich ganz toll dokumentiert", so Kögl.
Ausstellung zu Andenken von Prawy
Prawy wurde am 29. Dezember 1911 als Marcel Frydman Ritter von Prawy in Wien geboren. Er war persönlicher Sekretär von Kammersänger Jan Kiepura. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging er 1939 in die USA und setzte sich intensiv mit der amerikanischen Musik auseinander. Zurück in Wien verhalf er dem Musical hierzulande zum Durchbruch. Später hat er als TV-Opernführer ein breites Publikum für dieses Genre begeistert. Prawy verstarb am 23. Februar 2003 in Wien.