Wien - Ob Kellner, Sportler oder Fußgänger - Österreich schwitzt und stöhnt unter der Hitze, die dieser Tage bis 35 Grad erreicht. Was die Menschen spüren, wird durch die Statistik bewiesen: Mit durchschnittlich 9,1 Tagen, an denen bis inklusive Dienstag in den Landeshauptstädten mindestens 30 Grad gemessen wurden, ist der Sommer bisher überdurchschnittlich heiß. Zum Vergleich: Im gesamten Sommer 2005 gab es 11,7 solche Tage, 2004 waren es 7,1 von 1971 bis 2000 im Durchschnitt 8,7, im extrem heißen Sommer 2003 nicht weniger als 36.

Temperatur-Rekord in Neusiedl am See

Am meisten geschwitzt haben im Vergleich der Landeshauptstädte bis jetzt die Menschen in Klagenfurt und Graz, wo an 15 Tagen mindestens 30 Grad gemessen wurden, zumeist schon im Juni. Im Juli wurden in drei Hauptstädten fünf so heiße Tage registriert: In Innsbruck, St. Pölten und Wien. Der Temperatur-Rekord wurde laut dem Klimatologen Helmut Derka von der ZAMG aber in Neusiedl am See aufgestellt, wo am 14. des Monats 34,5 Grad gemessen wurden. Zum Vergleich: Der absolute Temperatur-Rekord von 39,7 Grad wurde in Dellach im Drautal aufgestellt und datiert vom 27. Juli 1983.

"Von neuen Temperatur-Rekorden kann in Österreich derzeit keine Rede sein", sagte Derka, schließt aber nicht aus, dass an der einen oder anderen Stelle neue Höchstwerte gemessen werden. "Nur muss man sich dann ansehen, wo dies passiert. An einer Messstelle, die zum Beispiel erst seit zehn Jahren betrieben wird, ist leichter ein neuer Rekord zu erzielen als etwa in Wien, wo schon seit dem 19. Jahrhundert gemessen wird", erläuterte der Meteorologe.

Temperaturen über dem langfristigen Durchschnitt

"Entgegen mancher Langfrist-Prognosen, die uns vorgelegt wurden, ist der Sommer nicht verregnet. Eigentlich war das Wetter nur Anfang wirklich schlecht. Seit wir das überstanden haben, liegen die Temperaturen über dem langfristigen Durchschnitt. Außerdem ist der Sommer niederschlagsarm, obwohl es regionale Unterwetter gab. Wenn es auch in nächster Zeit nicht regnet, führt das zu Waldbrandgefahr."

Ältere Leute zum Trinken animieren

Besonders für alte Menschen berge die momentane Hitze Gefahren, warnte am Mittwoch auch Wiens Patientenanwalt Walter Dohr. Viele Menschen dieser Altersgruppe würden kein Durstgefühl verspüren, obwohl der Körper unter Flüssigkeitsmangel leide. Ein Problem sei darüber hinaus die Kreislaufbelastung. Dohr, der auch für die Wiener Pflegeheime zuständig ist, forderte deshalb deren Personal auf, die Klienten zum Trinken zu animieren. Und auch mobile Pflegedienste sollten sich der Problematik bewusst sein. (APA)