Jerusalem - Die USA haben Syrien vorgeworfen, die Angriffe der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah auf Israel zu unterstützen. Das Land versuche, die Kontrolle über den Libanon zurückzugewinnen, sagte US-Präsident George W. Bush. Auch den Iran beschuldigte er, die Attacken "angeregt" zu haben. Israel sieht ebenfalls den Iran in der Verantwortung. Nach Ministerpräsident Ehud Olmert erhob am Mittwoch dessen Stellvertreter Shimon Peres Vorwürfe gegen den Erzfeind.

Israel: Waffen werden aus Syrien eingeschmuggelt

"Für mich sieht es so aus, als will Syrien in den Libanon zurück", sagte Bush. Er machte deutlich, dass dies nicht im Interesse der USA sei. Syrien unterstützt die Hisbollah, so Bush. Die US-Regierung hatte zuvor gefordert, das Land müsse seinen Einfluss nutzen, um auf ein Ende der Angriffe der Hisbollah hinzuwirken. Syrien war bis zu seinem 2005 auf internationalen Druck erfolgten Abzug jahrzehntelang als Ordnungsmacht im Libanon präsent. Beobachter gehen davon aus, dass der syrische Einfluss noch immer enorm ist. Israels Armee hatte am Dienstag erklärt, die Hisbollah-Miliz schmuggle Waffen aus Syrien in den Libanon.

Olmert: Iran hat Entführung organisiert

Wie Syrien unterstützt der Iran die Hisbollah, die 1982 auf Initiative Teherans gegründet wurde, behauptet Bush. Die Weltgemeinschaft müsse daher darauf dringen, den Iran weiter zu isolieren, sagte Bush. Olmert ging darüber hinaus und warf dem Iran konkret vor, die Entführung der zwei israelischen Soldaten vor mehr als einer Woche mit organisiert zu haben. Der Vorfall hatte die Offensive Israels gegen die Hisbollah ausgelöst. Der Iran wolle damit die Aufmerksamkeit der Welt von seinem Atomprogramm ablenken, sagte Olmert. "Unglücklicherweise war dieser iranische Trick erfolgreich."

Peres kritisierte die internationale Gemeinschaft für das seiner Ansicht nach zu laxe Vorgehen gegen den Iran. "Der Iran hat die Weltgemeinschaft der Lächerlichkeit Preis gegeben", sagte er dem israelischen Rundfunk. "Seit dem Zweiten Weltkrieg habe ich keine derartige internationale Schwäche mehr erlebt." Der Ex-Premier und ehemalige Außenminister hat - zusammen mit dem ermordeten Premier Yitzhak Rabin und dem palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat - den Friedensnobelpreis für den 1993 ausgehandelten Oslo-Vertrag mit den Palästinensern erhalten. Der Vertrag wurde sieben Jahre später hinfällig, als die Gewalt wieder ausbrach.

Im Konflikt zwischen Libanon und Israel sind bisher knapp 300 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon auf libanesischer Seite. Die Kämpfe hielten am Mittwoch den achten Tag unvermindert an. (APA/Reuters)