Der zuvor eingekeilte Jeep setzte zurück und überollte den am Boden liegenden Giuliani; eine Krankenschwester, die unmittelbar danach - letztlich erfolglose - Wiederbelebungsmaßnahmen einleitete, hielt es für möglich, dass Giuliani noch gelebt hat, bevor ihn das Polizeifahrzeug zwei Mal überfuhr. Eine Autopsie kommt dagegen zu dem Schluss, dass der junge Italiener zu diesem Zeitpunkt bereits tot war.
Kaum mehr als ein "wilder Junge"
Carlo Giuliani wurde am 14. März 1978 in Rom geboren. Der Sohn eines Funktionärs der Gewerkschaft CGIL war Mitglied einer Punk-Clique. Er war ein "wilder Junge", meint sein Vater, ein gewalttätiger Anarchist sei er jedoch nicht gewesen.
Bis zu seinem Tod auf der Piazza Alimonda, die schon wenige Stunden nach den tragischen Ereignissen von Anti-Globalisierungs-Aktivisten in "Piazza Carlo Giuliani" unbenannt worden war, beschränkte sich seine Vorstrafen-Liste auf das Tragen eines verbotenen Messers, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Alkohol am Steuer und Beamtenbeleidigung. Freunde beschreiben ihn als humorvoll und alles andere als aggressiv.
Der Geschichte-Student fiel nicht durch spezielles politisches Engagement auf, sein Protest war eher allgemeiner Natur und richtete sich gegen die Obrigkeit als solche. Die Arbeit seines geschiedenen Vaters als Gewerkschafter, der die Interessen der Mitarbeiter eines lokalen Fernsehsenders vertrat, war ihm zu angepasst; mit "Punk Beasts"-Kollegen plante er lieber Demonstrationen und Hausbesetzungen.
Anti-Globalisierungs-Märtyrer
Nach seinem Tod feierten die Globalisierungskritiker Carlo Giuliani als ihren ersten Märtyrer. Der Polizist berief sich auf Notwehr. Sowohl Gericht als auch Staatsanwaltschaft teilten diese Sichtweise und das Verfahren gegen den Todesschützen Mario Placanica wurde im Jahr 2003 eingestellt.