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Carlo Giuliani starb 23-jährig bei den Protesten gegen den G-8-Gipfel von Genua.

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Die Piazza Gaetano Alimonda, wo der junge Demonstrant den Tod fand, wurde von Anti-Globalisierungs-Aktivisten in Piazza Carlo Giuliani umbenannt

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Am 20. Juli 2001 um 17 Uhr 30 starb Carlo Giuliani im Alter von 23 Jahren auf der Piazza Alimonda in Genua. Bis heute soll die letztliche Todesursache nicht zweifelsfrei geklärt sein. Fakt ist, dass auf Giuliani zwei Schüsse abgefeuert wurden, als er sich einem Carabinieri-Jeep mit erhobenem Feuerlöscher näherte. Einer der Schüsse traf den Studenten in die linke Wange.

Der zuvor eingekeilte Jeep setzte zurück und überollte den am Boden liegenden Giuliani; eine Krankenschwester, die unmittelbar danach - letztlich erfolglose - Wiederbelebungsmaßnahmen einleitete, hielt es für möglich, dass Giuliani noch gelebt hat, bevor ihn das Polizeifahrzeug zwei Mal überfuhr. Eine Autopsie kommt dagegen zu dem Schluss, dass der junge Italiener zu diesem Zeitpunkt bereits tot war.

Kaum mehr als ein "wilder Junge"

Carlo Giuliani wurde am 14. März 1978 in Rom geboren. Der Sohn eines Funktionärs der Gewerkschaft CGIL war Mitglied einer Punk-Clique. Er war ein "wilder Junge", meint sein Vater, ein gewalttätiger Anarchist sei er jedoch nicht gewesen.

Bis zu seinem Tod auf der Piazza Alimonda, die schon wenige Stunden nach den tragischen Ereignissen von Anti-Globalisierungs-Aktivisten in "Piazza Carlo Giuliani" unbenannt worden war, beschränkte sich seine Vorstrafen-Liste auf das Tragen eines verbotenen Messers, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Alkohol am Steuer und Beamtenbeleidigung. Freunde beschreiben ihn als humorvoll und alles andere als aggressiv.

Der Geschichte-Student fiel nicht durch spezielles politisches Engagement auf, sein Protest war eher allgemeiner Natur und richtete sich gegen die Obrigkeit als solche. Die Arbeit seines geschiedenen Vaters als Gewerkschafter, der die Interessen der Mitarbeiter eines lokalen Fernsehsenders vertrat, war ihm zu angepasst; mit "Punk Beasts"-Kollegen plante er lieber Demonstrationen und Hausbesetzungen.

Anti-Globalisierungs-Märtyrer

Nach seinem Tod feierten die Globalisierungskritiker Carlo Giuliani als ihren ersten Märtyrer. Der Polizist berief sich auf Notwehr. Sowohl Gericht als auch Staatsanwaltschaft teilten diese Sichtweise und das Verfahren gegen den Todesschützen Mario Placanica wurde im Jahr 2003 eingestellt.

Giulianis Vater kann dies nicht verstehen: "Mein Sohn ist ermordet worden und das war nicht eine Einzelperson, sondern der Staat. Aber wahrscheinlich werden die Ermittlungen zu dem Ergebnis kommen, dass Carlo Selbstmord verübt hat, während die Polizei gleichzeitig ein Tontaubenschießen auf dem Platz veranstaltete." (tberg)