Der Finanzminister habe Wolfgang Flöttl junior nur einmal in New York die Hand geschüttelt und sei ihm später "zwei-, dreimal zufällig begegnet". So lautete am vorvergangenen Freitag die Antwort des Büros von Karl-Heinz Grasser auf die Anfrage von "profil", ob es stimme, dass Grasser gemeinsam mit der Zentralfigur des Bawag-Skandals auf der Meinl-Yacht geurlaubt habe. Am Dienstag konfrontierte der "Kurier" den Minister mit derselben Information. Wieder lautete die Reaktion: "Kompletter Schwachsinn".

Auch als der STANDARD das Finanzministerium am Freitag gegen 15 Uhr mit der Causa konfrontierte, wurde im Ministerbüro zunächst dementiert. "Frei erfunden", hieß es. Eine halbe Stunde später das nächste Telefonat. Diesmal legte der STANDARD dem Ministerium nicht nur die Namen aller Yachturlauber vor, sondern auch Ort und Zeit des Urlaubs - Informationen, die der grüne Abgeordnete Wolfgang Zinggl aus verlässlicher Quelle übermittelt hatte.

Daraufhin wurde man im Ministerbüro hektisch. So "detailliert" habe man das Gerücht, das man kurz zuvor noch als Schimäre abgetan hatte, noch nie gehört, nun müsse man beim Minister rückfragen. Dieser saß zu jenem Zeitpunkt auf der Regierungsbank im Parlament. Per SMS wurde er informiert - und verließ prompt telefonierend seinen Platz. Rund 20 Minuten später dann der Anruf aus dem Ministerium in der Redaktion: Jetzt hatte der Urlaub plötzlich stattgefunden. Übrigens: Nicht, wie in einigen Medien berichtet, auf einem Segelschiff, sondern auf einer Motoryacht. (tó, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.7.2006)