Zur Person

Der Künstler Wolfgang Zinggl (51) ist seit 2004 Abgeordneter der Grünen.

Mit ihm sprach Barbara Tóth.

Foto: STANDARD/Urban
STANDARD: Herr Zinggl, weil Sie mit ihrer parlamentarischen Anfrage den entscheidenden Hinweis auf Grassers Yachttrip mit dem Spekulanten Flöttl lieferten, gab Grasser das Treffen gegenüber dem STANDARD erstmals zu ...

Zinggl: Es hat ja seit Tagen Gerüchte darüber gegeben, dass Grasser und Flöttl mehr verbindet als Händeschütteln. Der Finanzminister hat diese Gerüchte aber als Schwachsinn bezeichnet. Ich hatte allerdings Ähnliches aus einer seriöseren Quelle - und nach kurzen Recherchen war klar: Grasser kreuzte tatsächlich mit Flöttl, Meinl und weiteren fünf Personen auf einer Motoryacht vor Kroatien. Ich wusste nur nicht, wann. Weil es im letzten Sommer eine Lücke in der medialen Berichterstattung zu Grasser gab, der mit Fiona Swarovski geurlaubt hatte, konnte es nur Anfang August gewesen sein. Daraufhin habe ich meine parlamentarische Anfrage eingereicht und den Standard informiert.

STANDARD: Grasser hatte die Geschichte auch gegenüber dem STANDARD zuerst als "frei erfunden" abgetan, dann, nach Vorlage der Details, sie doch zugegeben. Hat Grasser also die Unwahrheit gesagt?

Zinggl: Er hat nicht nur die Unwahrheit gesagt. Es ist jetzt davon auszugehen, dass er noch mehr nicht oder falsch gesagt hat. Andernfalls hätte er locker zugeben können, "ich kenne Flöttl schon länger und war sogar auf Urlaub mit ihm. Aber über seine Machenschaften hat er nie gesprochen ...". Wer ihm so eine Aussage jetzt noch abnimmt - oder irgend sonst etwas - ist wirklich naiv. Das gilt natürlich leider auch für all seine anderen Aussagen gegenüber Verhandlungspartnern im In- und Ausland. Für Österreich ist das eine untragbare Situation.

STANDARD: Grasser behauptet nach wie vor, mit Flöttl nicht bekannt oder befreundet zu sein, obwohl sie einige Tage auf engstem Raum gemeinsam verbrachten. Ist das für Sie nachvollziehbar?

Zinggl: Nein, ganz und gar nicht. Das wäre ja ungefähr so, als würde ich sagen, ich kenne Alexander Van der Bellen überhaupt nicht.

STANDARD: Was werden die Grünen jetzt weiter unternehmen?

Zinggl: Erst einmal muss Flöttl in den Rechnungshof-Unterausschuss geladen werden. Langsam wird nämlich klar, warum sich die ÖVP bisher dagegen verwehrt hat, und auch, warum sie keinen richtigen Untersuchungsausschuss wollte. Und dann wird Grasser ein gutes Alibi brauchen, um den Verdacht loszuwerden, dass er vieles zur Bawag-Affäre wusste, aus parteipolitischen Überlegungen aber lieber geschwiegen hat. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.7.2006)