Fahrerassistenz-Systeme sollen den Fahrer nur unterstützen, aber nicht entmündigen. Das ist ein gängiger Stehsatz der Automobilingenieure, egal welcher Marke. Doch die Grenzen dabei sind fließend. Ein Auto, das automatisch bremst, haben schon einige Hersteller präsentiert. Zu bauen traut sich das aber keiner. Denn in Zeiten, wo ganze Bücher über Elektronik-Pannen geschrieben werden, wagt sich keiner drüber.

Keine Vollbremsung

Mercedes allerdings hat sich schon recht nahe daran getraut. Die jüngste Version seiner so genannten Pre-Safe-Bremse ist in der Lage, eine automatische Vollbremsung hinzulegen, wenn das Abstandsradar feststellt, dass schon alles zu spät ist. Doch auch hier ist es nicht wirklich eine Vollbremsung. Es wird lediglich mit einem Drittel der vollen Bremsleistung verzögert. Das heißt, der Unfall wird nicht vermieden, aber die Folgen werden deutlich verringert. Damit hätte ein hinten Nachfahrender immer noch relativ gute Chancen, nicht draufzuknallen, sollte sich das System einmal ohne klar ersichtlichen Grund auslösen.

Anders beim Lkw: Dort baut Mercedes bereits die automatische Vollbremsung bei drohendem Auffahrunfall ein. Und zwar mit zwei Argumenten: Erstens verzögert ein Lkw-Zug ohnehin nicht so stark wie ein Pkw, zweitens sitzen hinter dem Lenkrad Lenkerprofis.

Schuldfrage

Das Kernproblem bei der Weiterentwicklung des automatischen Autofahrens bleibt aber die Schuldfrage, wenn ein Unfall passiert. Im Grunde muss immer der Fahrer zur Verantwortung gezogen werden können, denn kein Autokonzern könnte es sich auf Dauer leisten, massenhaft Schadenersatzforderung zu erfüllen. Ganz besonders gilt das für den US-amerikanischen Markt. (Rudolf Skarics, AUTOMOBIL, 14.7.2006)