London/Wien - Ist der pazifische Inselstaat Vanuatu wirklich der glücklichste Platz der Welt, wie zahlreiche Medien am Donnerstag verkündeten? Sie beriefen sich alle auf eine Studie der kaum bekannten New Economics Foundation (NEF), die einen "Happy Planet Index" erstellt hat. Doch die Seriosität dieser Studie bleibt fraglich. Dass auf Südseeinseln das Glück herrscht, passt in die üblichen Klischees. Aber der zweite Platz macht stutzig: Kann das Leben in Kolumbien, dem Land mit einer der höchsten Mordraten der Welt, wirklich so unbeschwert seit? Und was macht Kuba an sechster Stelle?

Antwort: Die NEF-Experten haben die Lebenszufriedenheit und Lebenserwartung von Ländern dem so genannten "ökologischen Fußabruck", also dem Verbrauch von Ressourcen, gegenübergestellt. Länder mit geringem Verbrauch und einem relativ hohen Einkommen schneiden dabei besser ab als alle Industriestaaten, wo das menschliche Glück einen viel höheren Ressourcenverbrauch verursacht. Unter den EU-Staaten steht Österreich übrigens nach Malta an zweiter Stelle - weltweit an Platz 61. Knapp davor ist die zentralasiatische Diktatur Usbekistan.

Diese "Input-Output-Rechnung" ist ökologisch motiviert und sagt wenig über menschliche Zufriedenheit aus. Schließlich ist es der Planet, dessen Glück für die Studienautoren zählt. (ef, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.7.2006)