Wien - Interner Kritik zum Trotz setzt Stephan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der bildenden Künste in Wien, den personellen Umbau nach seinen Vorstellungen fort: Er bestellte ab dem kommenden Wintersemester Dorit Margreiter, geboren 1967, auf vier Jahre zur Professorin für die neu eingerichtete Klasse Video und Videoinstallation.

Margreiter, kürzlich aus der Secession ausgetreten, soll sich laut PresseAnfang 2006 eigentlich für die Klasse Kunst und Digitale Medien beworben haben. Doch Schmidt-Wulffen riet ihr, die Bewerbung zurückzuziehen: Er verpflichtete im Februar Constanze Ruhm, obwohl Peter Kogler, der die Klasse neun Jahre geleitet hatte, von der Berufungskommission an die erste Stelle gereiht worden war.

Kogler hatte nach ersten Gehaltsverhandlungen mit dem Rektor fix damit gerechnet, weiterhin an der Akademie zu bleiben. Von der Nichtverlängerung seines Vertrags wurde er, so Kogler, erst zwei Tage vor Beginn des Sommersemesters in Kenntnis gesetzt. Schmidt-Wulffen begründet seine Entscheidung u. a. mit dem Universitätsgesetz, das ihn verpflichte, Frauen besonders zu berücksichtigen.

Mit seiner Idee, die Klasse für kontextuelle Malerei Elke Krystufek zu übertragen, hatte er aber kein Glück: Die Selbstinszenierungskünstlerin kündigte nach nicht einmal einem Jahr ohne Angabe von Gründen. Ihr folgt nun für vier Jahre eine ehemalige Frau nach: Der Filmemacher (Rote Ohren fetzen durch Asche) und Performer Hans Scheirl, Absolvent der Akademie, wurde 1979 als Angela in Salzburg geboren. Er beschäftigt sich bevorzugt mit Sexualität und Gender.

Die Nachfolge von Ute Meta Bauer teilen sich für zwei Jahre Diedrich Diederichsen und Tom Holert als Professoren für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst. Diederichsen, 1957 in Hamburg geboren, gilt als einer der wichtigsten deutschen Poptheoretiker. Er war viele Jahre Redakteur bzw. zusammen mit Holert Herausgeber der Zeitschrift Spex.

An das Institut für das künstlerische Lehramt wurden Marion von Osten für den Bereich bildnerische Erziehung (Nachfolge Herwig Zens) auf sechs Jahre und Elke Gaugele für den Bereich Textiles Gestalten (Nachfolge Eveline Bischof) auf zwei Jahre berufen. Martin Beck bleibt weitere sechs Jahre Professor für Werkerziehung.

Daniel Richter, der vor Kurzem seine Professur an der Berliner Universität der Künste vorzeitig zurücklegte, wird für zwei Jahre die Klasse Erweiterter Malerischer Raum (Nachfolge Franz Graf) leiten. Otto Zitko vertritt im Ordinariat Grafik und Druckgrafische Techniken Gunter Damisch, der sich für das nächste Semester karenzieren ließ.

Da sich das Berufungsverfahren der Nachfolge Rüdiger Lainer in der Architektur noch verzögert, werden interimistisch die Architekten Kathryn Findlay und Lawrence Friesen sowie Hosoya Schaefer Architects jeweils ein Semester das Studio führen. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.7.2006)