Die geplante "Love-Doll"-Plakataktion der Kinderschutzorganisation die möwe sorgt weiterhin für heftige Diskussionen. Der Kinderpsychiater Maximilian Friedrich, der aus Protest gegen die Verwendung einer Kinder-Sexpuppe zu Werbezwecken seine Funktionen bei der möwe zurückgelegt hat, fordert nun eine Zertifizierungsbehörde für Vereine. "Damit könnte gewährleistet werden, dass Fachvereine auch von Fachleuten geleitet werden", erklärte Friedrich Mittwoch imGespräch mit dem Standard.

Nachdenkpause

Die Plakate sollten ab Donnerstag bundesweit affichiert werden. Doch nach zahlreichen Protesten hat sich die möwe selbst eine Nachdenkpause verordnet. Ein Komunikationsbüro soll testen, ob die gewollte Botschaft auch zweifelsfrei vermittelt wird. Und die ist: "Aufrütteln, Augen öffnen, nicht wegschauen, sondern etwas dagegen tun, wenn man den Verdacht hat, dass einem Kind sexuelle Gewalt angetan wird", so möwe-Präsidentin Martina Fasslabend. Die Plakate sollen noch entsprechend modifiziert werden. "Etwa mit einem schriftlichen Hinweis", so Fasslaband, die seit mehr als einem Jahrzehnt die Kinderschutzorganisation leitet.

Retraumatisierung

Wie berichtet, hat die Wiener Psychotherapeutin Silvia Franke, die auf die Arbeit mit Traumaopfern spezialisiert ist, mit einer strafrechtlichen Anzeige wegen Störung der öffentlichen Ordnung oder wegen sittlicher Gefährdung gedroht, sollten die Love-DollPlakate aufgehängt werden. Sie befürchtet, dass es bei Kindern und Erwachsenen, denen sexuelle Gewalt angetan wurde, zu einer Retraumatisierung kommen könnte. Auf etwaige Täter wirkten die Plakate sogar noch erregend, gibt die Psychotherapeutin zu bedenken. (simo/DER STANDARD; Printausgabe, 13.7.2006)