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Wien – Noch ehe er begonnen hat, verlagert sich der Wahlkampf auf die Straße. Konkret geht es um die Segnungen, die der Autobahnbau für die österreichische Volkswirtschaft mit sich bringt. Wenig überraschend kommt eine vom staatlichen Autobahnbauer Asfinag finanzierte und vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo erstellte Studie zu dem Schluss, dass Bauinvestitionen in Autobahnen der Volkswirtschaft nützen und auch positive Beschäftigungseffekte nach sich ziehen.

Laut Wifo-Berechnungen versetzt die Asfinag mit ihrem milliardenschweren Bauprogramm dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen kräftigen Impuls: Das BIP wächst jährlich rund 500 Millionen Euro (durch Mehreinnahmen an Steuern und Abgaben) oder kumuliert etwa 0,6 Prozent über die nächsten fünf Jahre.

Investitionen heizen Wirtschaftswachstum an

Der Hintergrund: Die Asfinag-Investitionen sind seit 1997 kräftig gestiegen, nämlich von rund 290 Mio. Euro pro Jahr auf 1,23 Milliarden Euro heuer. 2004 waren die staatlichen Autobahnbauer für knapp zehn Prozent der gesamten Bauproduktion bzw. 23 Prozent der Tiefbauproduktion in Österreich verantwortlich. Mit einem derartigen Volumen lässt sich das Wirtschaftswachstum (BIP real) laut dem Wifo-Makromodell beschleunigen, rechnete Wifo-Vizechef Hannes Leo, der die Studie zwar nicht erstellt, sie am Mittwoch aber präsentiert hat, vor. Der Gesamteffekt der Asfinag-Investitionen auf das reale BIP liegt demnach bis 2010 laut dem Wifo-Makromodell bei 0,7 Prozent. In einer zweiten Wifo-Modellrechnung („Prometeus“) beträgt der investitionsinduzierte BIP-Anstieg kumuliert nur etwa 0,5 Prozent.

Mehr Jobs

Angenehmer Nebeneffekt der Produktionssteigerung auf der Straße: Die Beschäftigtenzahl wird bis 2008 um 13.300 steigen, klingt 2010 ab, wenn die Asfinag den überwiegend auf Pump finanzierten Autobahnbau zurückfährt. Mittelfristig sollte sich die Beschäftigung laut Wifo um 0,4 Prozent beziehungsweise 12.300 Erwerbstätige erhöhen. Das sei kein Widerspruch zum generellen Rückgang an Beschäftigung in der Bauwirtschaft, glaubt Asfinag-Vorstand Christian Trattner, denn laut Bauindustrie hätten die für die Bundesstraßen zuständigen Länder die Straßenbauinvestitionen gedrosselt. „Die Nachfrageimpulse sind nachweisbar, auch die Konsumausgaben steigen um 0,2 bis 0,4 Prozent“, sagt Leo. „Für jeden investierten Euro steigt das BIP um 1,3 Euro.“ Bei 100 Mio. Euro Investitionen seien das 130 Mio. für das BIP und 900 Personen in Beschäftigung. Positiv seien auch die Angebotseffekte des Autobahnbaus, diese waren aber nicht Gegenstand der Studie.

„Keine Aussagen“ machen wollten Leo und Trattner über die Sinnhaftigkeit mancher Autobahn- oder Schnellstraßenprojekte, die intern bereits bei der Planung als „Geisterbahnen“ bezeichnet werden. Das seien verkehrspolitische Entscheidungen, die man „sicher nicht bewerten“ werde. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD Printausgabe, 13.07.2006)