Rom - Die Forderungen nach einer Amnestie im Fußball sorgen nach dem WM-Sieg der "Azzurri" für politische Debatten in Rom. Der italienische Justizminister, Clemente Mastella, bekräftigte seine Forderung, den in der Schiedsrichteraffäre verwickelten Klubs den Zwangsabstieg zu ersparen. "Ich verlange keine Amnestie, ich denke aber, dass der Prozess den Sieg der Italiener in Berlin berücksichtigen muss. Es gibt verschiedene Weg, um zu bestrafen. Man darf jedoch nicht, die Tifosi, börsennotierte Gesellschaften und die Anleger bestrafen", sagte Martella im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag.

Auch der Chef der Linksdemokraten (DS, stärkste Regierungspartei), Piero Fassino, hofft auf ein milderes Urteil. "Die Richter sind unabhängig und müssen nach Gewissen urteilen. Als Juve-Fan zittere ich, wenn ich denke, dass mein Klub in der dritten Liga spielen könnte. Als Fan bitte ich um die Milde der Richter", sagte Fassino.

Deutlich gegen die Amnestie sprach sich der italienische Regierungschef Romano Prodi aus. Bei dem Empfang der "Azzurri" nach deren Rückkehr nach Rom am Dienstagabend sagte der Ministerpräsident: "Danke Azzurri, weil ihr dem Fußball seine Würde zurückgegeben habt. Dieser Sport hat genaue Regeln und muss gesäubert werden", meinte Prodi.

Sportministerin Giovanna Melandri warnte vor den Folgen einer Amnestie. "Eine Sache ist der WM-Sieg der Italiener in Berlin und eine andere der Prozess, mit dem der italienische Fußball eine Wende finden muss. Der Prozess ist notwendig, um dem Fußball neue Regeln und Transparenz zu sichern", so Melandri.

Auch der Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, Fausto Bertinotti, warnte vor einer Amnestie. "Im Spiel sind wir Italiener sehr gut, doch das italienische Fußballsystem hat sich als sehr schlecht erwiesen. Dies muss sich nun ändern", so Bertinotti.

Dutzende von Klubchefs, Schiedsrichter und Spieler sind in den Sog des Manipulationsskandals geraten. Wegen der möglichen Manipulation der Meisterschaft 2004/05 droht Rekordmeister Juventus Turin sogar der Zwangsabstieg in die Serie C. Die anderen drei in den Skandal verwickelten Klubs, AC Milan, Lazio Rom und AC Fiorentina, sollen mit dem Abstieg in die Serie B bestraft werden. Ein Urteil im Prozess, in dem insgesamt 26 Personen angeklagt sind, ist voraussichtlich am Wochenende zu erwarten. (APA)