Graz - Ein lange verloren geglaubter Altar tauchte nun im Depot der Alten Galerie in Graz auf: Es handelt sich um den Schönberger Ulrichsaltar, dessen Einzelteile sich alle im Besitz des Landesmuseums Joanneum befanden und nun wieder zugeordnet werden konnten. Nun wird das wertvolle Stück aus dem späten 15. Jahrhundert restauriert, damit der Altar wieder in seinem alten Glanz erstrahlen kann.

Lange verkannt

Bei der Übersiedlung der Alten Galerie nach Schloss Eggenberg tauchte der Altarschrein auf. "Er war ohne die Flügel lange Zeit als nicht so wertvoll erachtet worden", erklärte Ulrich Becker, Leiter der Alten Galerie. Auf den ersten Blick war der wahre Wert des Schreins kaum zu erkennen, da der gesamte Figurenschmuck fehlte. Stattdessen hatte ein anonymer Maler 1713 das Innere des Schreins mit einer Darstellung des betenden Heiligen Karl Borromäus gefüllt. Die Rückseite wiederum wies eine komplett erhaltene Rankenmalerei auf. Weder diese noch die vorne spitz zulaufende Kastenform des Schreins hatte aber etwas mit barocken Gepflogenheiten zu tun.

Die Malerei auf der Rückseite führte schließlich dazu, dass man den Altar wieder komplettieren konnte, fanden sich doch gotische Tafeln im Museum, die das gleiche Rankenmuster aufwiesen. Diese Gemälde waren gegen Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen worden und bildeten die äußeren Standflügel des bisher verloren geglaubten Ulrichsaltars aus der Pfarrkirche in Schönberg bei Oberwölz (Bezirk Murau).

Insgesamt hatte der Altar vier Flügel, zwei fixe, die neben dem Mittelteil angebracht waren und zwei bewegliche, die sich innen ebenfalls am Mittelstück befestigt waren. Alle vier Flügel wiesen Heiligendarstellungen auf. Die fixen Flügel gelangten 1912 mit dem leeren Schrein ins Landesmuseum Joanneum. Die zentrale Figur, eine Statue des Heiligen Ulrich von Augsburg war in der Kirche geblieben, wo sie seit 1965 einen Barockaltar schmückt.

Der Altar ist nun nicht nur aus dem Vergessen aufgetaucht, sondern definitiv zugeordnet, womit ein originales Zeugnis spätgotischen Kunstschaffens für die Forschung wieder gewonnen werden konnte. Für das Fehlen der Skulpturen entschädigt die recht gut erhaltene Farbfassung des Rahmenprofils und der Rückseite. Eine in Zukunft geplante Restaurierung wird einen Teil des originalen Glanzes wieder zur Geltung kommen lassen. (APA)