Bild nicht mehr verfügbar.

Mehr Geld für Betreuungseinrichtungen fordern Sozialministerin Ursula Haubner (l.) und Justizministerin Karin Gastinger.
Foto: AP/RONALD ZAK
Wien - Prügelnde Männer in Familien und Lebensgemeinschaften verursachen nicht nur menschliches Leid, sondern auch enorme finanzielle Schäden, für die die Allgemeinheit aufkommen muss: pro Jahr 78 Millionen Euro. Das ist das Ergebnis einer erstmals durchgeführten Studie zu den Kosten häuslicher Gewalt, die Montag von Justizministerin Karin Gastinger und Sozialministerin Ursula Haubner (beide BZÖ) präsentiert wurde.

In die Berechnung flossen die Bereiche Polizei, Justiz, Arbeit, Sozialhilfe, Gesundheit und Beratung ein. Als Grundlage dienten rund 6500 Gewaltanzeigen wegen Gewalt in der Familie aus dem Vorjahr. Da die Aufzeichnung von Daten in manchen Bereichen nur lückenhaft sind, sind die 78 Millionen Euro lediglich eine Mindestsumme. Die tatsächlichen Kosten liegen mit großer Sicherheit weit drüber. Zur Veranschaulichung ein Fallbeispiel, die Beträge beziehen sich jeweils auf ein Jahr:

Fallbeispiel

Eine Frau mit zwei Kindern im Vorschulalter wird seit eineinhalb Jahren regelmäßig von ihrem Mann geschlagen. Seit einem Jahr wird das Opfer von einer Beratungsstelle betreut und zu zwei Strafverhandlungen begleitet: 877 Euro. Die Frau benötigt medizinische Hilfe (Medikamente plus Psychotherapie): 1024 Euro. Ausfall an Erwerbs- und Haushaltsarbeit: 1292 Euro. Sozialhilfe: 8628 Euro. Polizeikosten durch zwei Wegweisungen: 396 Euro. Der Mann verbringt eine Woche in U-Haft: 578 Euro. Strafverfahrenskosten (noch ohne Urteil): 191 Euro.

Macht insgesamt bereits 12.935 Euro, nicht eingerechnet sind etwaige zivilgerichtliche Verfahrenskosten wegen Obsorge und Unterhaltszahlungen oder die staatliche Verfahrenshilfe für den Täter.

"Der größte Brocken im Bereich der Justiz entfällt auf die Haft" mit Gesamtkosten von rund 570.000 Euro pro Jahr, rechnete Studienleiterin Birgitt Haller vom Institut für Konfliktforschung vor. Wesentlich teurer kommen Krankenhausaufenthalte (9,7 Millionen Euro), die Betreuung in Frauenhäusern (14,3 Millionen Euro) und Personalkosten bei der Jugendwohlfahrt (15,4 Millionen). Polizeieinsätze schlagen sich mit 1,3 Millionen Euro zu Buche. Im Vorjahr wurden 5600 Gewalttäter aus Wohnungen weggewiesen.

Gastinger und Haubner wollen in der nächsten Legislaturperiode - so sie dann noch in der Regierung sind - beim Finanzminister anklopfen und mehr Geld für Gewaltprävention einfordern. (Michael Simoner, DER STANDARD, Print, 11.7.2006)