Mailand/Frankfurt - Die Mailänder Börse erwägt einem Zeitungsbericht zufolge ein gemeinsames Übernahmeangebot mit der Deutschen Börse für den europäischen Finanzplatzbetreiber Euronext.

Die italienische Finanzzeitung "Il Sole 24 Ore" berichtete am Wochenende, der Plan umfasse die Schaffung von zwei börsennotierten Holdinggesellschaften, eine für den Marktbetrieb und eine andere für so genannte Nachhandelsaktivitäten wie Clearing, Abrechnung und Wertpapierverwahrung.

Im Fusionspoker der internationalen Finanzmarktbetreiber hatte die Mailänder Börse am Freitag deutlich gemacht, dass sie sich mehrere Optionen offen hält. Der Verwaltungsrat hat demnach Börsenchef Massimo Capuano damit beauftragt, mit den "relevanten Börsen" über ein europäisches Börsenmodell zu sprechen.

Die Deutsche Börse steht nach Informationen einer mit der Strategie der Börse vertrauten Person kurz vor einem konkreten Übernahmeangebot für die Borsa Italiana. Ein Vorschlag zur Aufnahme von Gesprächen liegt den Italienern bereits vor.

Zugleich versuchen die Frankfurter immer noch, die Aktionäre von Euronext von ihrer Offerte zu überzeugen, obwohl das Euronext-Management bereits dem zehn Mrd. Dollar (7,83 Mrd. Euro) schweren Übernahmeangebot der New Yorker Börse (Nyse) zugestimmt hat.

Euronext wiederum ist an der Borsa Italiana interessiert und will diese nach einer Fusion mit der Nyse in die neue Börsengruppe integrieren. Die Börse in Mailand hat bereits Kontakt zur Euronext aufgenommen, die die Handelsplätze in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon betreibt. Borsa-Verwaltungsratschef Alessandro Pansa hatte jüngst allerdings sowohl den Vorschlag von Euronext als auch den der Deutschen Börse als interessant bezeichnet.

Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi und Frankreichs Präsident Jacques Chirac haben deutlich gemacht, dass sie einer europäischen Börsenallianz den Vorzug gegenüber einem transatlantischen Schulterschluss mit der Nyse geben. (APA/Reuters)