Johannesburg/Windhuk - Das massenhafte Abschlachten von bis zu 70.000 Robben an Namibias Küste hat bei Tierschützern einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Francois Hugo von der Tierschutzgruppe "Seal Alert" im Nachbarland Südafrika wandte sich scharf gegen die Anfang Juli bei dem Ort Cape Cross begonnene Tötungsaktion mit Knüppeln und Gewehren.

Die namibische Regierung hatte ihre Zustimmung für die Tötungsaktion mit einer Gefährdung der Fischindustrie durch eine starke Zunahme der Robbenbestände begründet. Die Fischindustrie ist einer der größten Devisenbeschaffer und Arbeitgeber des Landes.

CITES-Bestimmungen verletzt?

Mehrere Tierschutzorganisationen stellten die Argumentation der namibischen Regierung in Frage, wonach die Robben die Fischbestände leer fräßen. "Seal Alert" warf zudem in der Sonntagszeitung "Sunday Independent" (Johannesburg) die Frage auf, ob Namibia nicht unerlaubt die ihm nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) zugestandenen Abschussquoten überschreite. So habe der Wüstenstaat 2002 insgesamt 112.000 Robbenfelle exportiert, obwohl er nur Genehmigungen für etwas mehr als die Hälfte hatte.

Der namibische Fischereiminister Abraham Iyambo hatte seine Landsleute aufgerufen, sich mit dem Geschmack von Robbenfleisch anzufreunden, "um diese wichtige natürliche Ressource stärker in Anspruch zu nehmen".

"Fernöstliche Medizin" hat ihren Anteil

Insgesamt wird die Zahl der Robben an Namibias Atlantikküste auf 800.000 bis eine Million geschätzt. Sie verteilen sich auf die Cape Cross- und die Atlas-Bucht-Kolonie. Gejagt werden vor allem Männchen und ihre Jungen. Während die Jungtiere erschlagen werden, um ihren wertvollen Pelz nicht zu beschmutzen, kommen die Männchen durch gezielte Schüsse ums Leben. Ihre Genitalien gelten in asiatischen Ländern als Grundlage für ein Aphrodisiakum. (APA/dpa)