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Graugänse als Gäste beim Zeitfahren in Podersdorf.

Foto:APA/Schlager
Podersdorf am See - Tom Danielson steht vor dem Gesamtsieg bei der 58. Österreich-Rundfahrt. Der US-amerikanische Topfavorit löste am Samstag mit Platz drei im wahrscheinlich entscheidenden Einzelzeitfahren in Podersdorf am Neusiedler See den Österreicher Christian Pfannberger, der hinter dem Ukrainer Ruslan Podgornij auf Platz drei zurückfiel, als Träger des Gelben Trikots ab. Auf der Schlussetappe von Podersdorf nach Wien sind am Sonntag keine Veränderungen im Klassement mehr zu erwarten. Den Tagessieg holte sich der Ungar Laszlo Bodrogi.

Danielson war mit 56 Sekunden Rückstand auf Pfannberger in den 31 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr, den Wind und die Hitze (34 Grad Celsius im Schatten) gegangen. Der 28-Jährige landete trotz eines Sturzes 2:12 Minuten vor seinem Kontrahenten, zog zum ersten Mal in seiner Karriere in Europa ein Gelbes Trikot über. "Das ist wahrscheinlich mein größter Sieg, obwohl ich nicht einmal in Bestform hierher gekommen bin", verriet Danielson.

Sein Saisonhöhepunkt ist die Vuelta, in die er als Kapitän des ehemaligen Armstrong-Teams Discovery Channel gehen wird. "Man muss auch Zeitfahren können, wenn man eine große Rundfahrt gewinnen will. Und das ist mein Ziel", erklärte Danielson, der für den nach drei Tagen in Gelb abgelösten Österreicher nur Lob über hatte. "Ich habe schon lange keinen so starken Fahrer mehr gesehen. Christian (Pfannberger) war wahrscheinlich der fitteste Fahrer im Feld."

Pfannberger hatte sich die vergangenen zwei Jahre auf Grund einer Dopingsperre auf sein Comeback vorbereitet - allerdings nicht ausreichend auf das Zeitfahren. "Das Team hat nicht gedacht, dass ich so stark bin. Und ich eigentlich auch nicht", begründete der 26-jährige Steirer, der sein Zeitfahrrad erst am Renntag angepasst hatte und dem das flache Terrain im Burgenland nicht entgegen kam. "Ich habe wenig Zeitfahren trainiert, daher war es für mich besonders schwierig. Das war heute eine Katastrophe."

Die Enttäuschung hielt sich bei Pfannberger (Platz 42/2:57:07 hinter Bodrogi) in Grenzen. "Ich weiß jetzt, dass ich die Rundfahrt gewinnen kann, und nächstes Jahr werde ich auch zeigen, dass ich Zeitfahren kann", versprach der Kletterer, der am Mittwoch mit einem fulminanten Etappensieg auf das Kitzbüheler Horn ins Gelbe Trikot gefahren war.

Pfannberger verlor das Trikot vor den Augen seines engeren Landsmannes Rudolf Mitteregger, der 1977 als bis dato letzter Steirer die Tour gewonnen hatte und in Podersdorf mit Handabdruck auf dem Platz der Radchampions verewigt wurde - unter anderem gemeinsam mit der italienischen Radsport-Legende Francesco Moser. Im vergangenen Jahr hatte schon der fünffache Tour-de-France-Sieger Eddy Merckx einen bleibenden Eindruck im Burgenland hinterlassen.

Diesmal war es vor allem Bodrogi, der dem Rennen seinen Stempel aufdrückte. Der WM-Dritte von 2000 setzte sich im mit Abstand schnellsten Zeitfahren der Rundfahrts-Geschichte (50:47 km/h Schnitt) 40 Sekunden vor dem Italiener Vincenzo Nibali durch. Das bisher schnellste Zeitfahren hatte der Österreicher Helmut Wechselberger 1986 mit 48,97 km/h absolviert. "Ich bin als Favorit in diese Etappe gegangen. Das war mir bewusst. Mein Ziel habe ich also erreicht", sagte der Ungar, der als ausgewiesener Zeitfahr-Spezialist in allen Teilabschnitten dominierte.

Hinter Pfannberger verbesserten sich dessen Teamkollege Thomas Rohregger und Staatsmeister Bernhard Kohl auf den vierten bzw. fünften Gesamtrang. Sie profitierten von einem Defekt des Tirolers Gerhard Trampusch, der nur auf Rang 87 kam. Im Gesamtklassement bedeutete das für den Vorjahres-Dritten einen Rückfall von Platz vier auf sieben. (APA)

Ergebnisse der sechsten Etappe der 58. Österreich-Radrundfahrt (Hervis Tour 2006/2. Ehrenkategorie der UCI Europe Tour) vom Samstag:

Einzelzeitfahren in Podersdorf am Neusiedler See (31 km): 1. Laszlo Bodgrogi (HUN) Credit Agricole 36:04 Min. (50,74 km/h Schnitt) - 2. Vincenzo Nibali (ITA) Liquigas +0:41 Min. - 3. Tom Danielson (USA) Discovery Channel +0:49 - 4. Ruslan Pidgornij (UKR) Tenax 0:58 - 5. Janez Brajkovic (USA) Discovery Channel 1:05 - 6. Paul Martens (GER) Skil-Shimano 1:10 - 7. Wolodimir Bileka (UKR) Discovery Channel 1:15 - 8. Frantisek Rabon (CZE) T-Mobile 1:15 - 9. Marc Wauters (BEL) Rabobank 1:17 - 10. Remmert Wielinga (NED) Quick Step 1:24. Weiters: 18. Bernhard Kohl (AUT) T-Mobile 1:52 - 26. Thomas Rohregger (AUT) Elk Haus 2:30 - 38. Gerrit Glomser (AUT) Volksbank Vorarlberg 2:50 - 42. Christian Pfannberger (AUT) Elk Haus 2:57 - 44. Harald Totschnig (AUT) Elk Haus 3:01 - 87. Gerhard Trampusch (AUT) Wiesenhof-Akud 4:51.

Gesamtwertung: 1. Danielson 22:30:52 Std. - 2. Pidgornij +0:16 Min. - 3. Pfannberger +1:12 - 4. Rohregger 2:12 - 5. Kohl 2:46 - 6. Marco Marzano (AUT) Lampre 3:32 - 7. Trampusch 4:12 - 8. Glomser 4:41 - 9. Jürgen van Goolen (BEL) Discovery Channel 4:54 - 10. Johann Tschopp (SUI) Phonak 5:05. Weiter: 25. Michael Weiss (AUT) APOsport Linz 10:51 - 27. Andreas Matzbacher (AUT) Volksbank Vorarlberg 11:57 - 28. Harald Totschnig 12:47.