Das stattliche Haus von Elsners Ex-Sekretärin ist zu einer Art Wallfahrtsort für Bawag-Skandal- Interessierte geworden. Die Hausbesitzerin lässt die Jalousien jetzt meist herunten.

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Bonisdorf – Der Ort ist so klein, dass er auf vielen Straßenkarten nicht einmal verzeichnet ist. Im Grunde besteht Bonisdorf aus einer Häuserzeile an einer Hauptstraße – und jenem opulenten Einfamilienhaus, das auf einem Hügel hoch über dem südburgenländischen Dorf trohnt.

Die stolze Hausbesitzerin ist in die Schlagzeilen gekommen – und mit ihr das verschlafene Dorf, das zwar über ein Wirtshaus und einen Tennisverein verfügt, aber über keine Kirche. Die ehemalige Sekretärin von Ex-Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner muss sich derzeit in der Öffentlichkeit viele Fragen gefallen lassen: Wie kommen eine 32-jährige Bürokraft und ihr Mann, ein gelernter Installateur, zu einem 392 Quadratmeter großen Domizil mit Swimmingpool und großzügiger Garage? Es ist das größte Haus in Bonisdorf – und nicht nur die Ortsbewohner rätseln, wie sie sich das leisten kann.

Jeder kennt jeden

Die Zeitschrift "News" spekulierte, dass ihr Ex-Chef sich vielleicht erkenntlich gezeigt hat. Sie dementiert, Geld von ihm bekommen zu haben. "Es war immer schon bekannt, dass sie einen guten Job hat und gut verdient", erzählt ein Bonisdorfer, der seinen Namen nicht nennen will. Niemand hier will seinen Namen nennen, auch Elsners Ex-Sekretärin nicht. Hier kennt jeder jeden. Die ehemalige Bawag-Angestellte ging zwar in Wien zur Schule, verbrachte die Ferien aber in Bonisdorf. Sie sitzt im Gemeinderat – und wird respektiert. Noch.

Ihr Haus ist inzwischen zu einer Art Journalistenattraktion geworden. Immer wieder sind in den letzten Tagen Autos im Schritttempo daran vorbeigefahren. Inzwischen hat sie sich abgeschirmt, die Jalousien sind heruntergelassen. Wenn wieder jemand kommt, sieht sie das schon von Weitem. "Du hast ständig das Gefühl, dich beobachtet jemand. Ich bin ja selbst schon paranoid", erzählt sie dem STANDARD. "In so einer kleinen Ortschaft ist das alles andere als angenehm."

"Ich hätte niemals geglaubt, dass so etwas passieren kann"

Das Haus, erklärt sie, hat sie aus eigener Kraft mit ihrem Mann gebaut: "Das Grundstück gehört ihm. Wir haben ein Landesdarlehen für den Hausbau genommen wie jeder andere Südburgenländer auch. Die ganze Familie hat mitgeholfen. Ich habe die letzten 15 Jahre beinhart dafür gearbeitet. Ich bin 13 Jahre nach Wien gependelt. Das war echt die Schinderei."

Es stimme auch nicht, dass Beamte bei einer Hausdurchsuchung stapelweise Akten mitgenommen hätten. Sie hätten nur einige private Gegenstände Elsners aufgefunden, die sie bei sich verwahrt hatte. Und sie hat ein paar Tage auf seinen Hund aufgepasst.

Die aparte schlanke Frau weiß über ihren ehemaligen Vorgesetzten nur das Beste zu berichten: Immer sei er für seine Mitarbeiter da gewesen, niemals unhöflich oder unnahbar. Und absolut loyal – so wie sie auch. Die Stimmung in der Arbeit wäre stets "ausgezeichnet" gewesen. Von Turbulenzen keine Spur. "Ich hätte niemals geglaubt, dass so etwas passieren kann." Sie selbst sei sowieso "reine Zeugin" wie alle anderen. "Ich habe wie alle anderen nichts davon gewusst." Die vielen Fragen nach Elsners Verbleib nerven sie: "Ich habe ihn nicht eingesteckt – und er sitzt auch nicht bei uns im Keller."

Dass auch ihr Domizil in Bonisdorf ins Gerede gekommen ist, kann sie sogar verstehen: "Jeder wünscht sich ein eigenes Zuhause. Neid muss man sich erarbeiten." (Stefan Hofer, Barbara Stix, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.7.2006)