Militärareale wirken oft wie Fremdkörper im Stadtbild. Sie fallen nicht nur durch Fläche und Ausdehnung auf, sondern sind in einem anderen Stil erbaut, als die gründerzeitlich geprägten Häuser in Wien. Unterbrochene Straßenzüge sorgen zudem für ungewohnte Symmetrien. Studierende der Technischen Universität Wien präsentieren neunzehn Entwürfe zur Nutzung des Areals der Radetzkykaserne im 16. Bezirk.

Die von Graf Radetzky Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Kaserne liegt zwischen Herbststraße und Schmelz. Die der Straße zugewandte Seite hat sich den umstehenden Häusern angepasst, im Inneren wird der militärische Charakter aber offensichtlicher. Die ArchitekturstudentInnen im sechsten Semester zeigen in ihren fiktiven Projekten Unvoreingenommenheit gegenüber militärischen Gebäuden und eine moderne Interpretation von Wohnen.

Im Vordergrund der gestalterischen Überlegungen stehen eine Belebung des momentan am Rande städtischer Entwicklung liegenden Gebietes, eine Öffnung des Areals für Bewohner aus der Umgebung und ein spielerischer Umgang mit historischer Bausubstanz.

Im Zuge des Projektes setzten sich die Studierenden unter der Leitung der Universitätsprofessorin Sabine Pollak auch mit Fragen der Identität auseinander: Wie geht man mit der Identität eines militärischen Areals um? Wie kann eine neue Identität geschaffen werden?

Die unterschiedlichen Ideen und Zugänge präsentierten die Studierenden Interessierten, darunter Wohnbaustadtrat Werner Faymann. Die Bandbreite der präsentierten Projekte ist groß: In einem realistischeren Zugang wird die Ergänzung eines leeren Hofs durch parallele Wohnscheiben überlegt. Fiktive Projektideen beschreiben schlangenförmige Ergänzungen rund um die Bauten oder eine Durchbrechungen der Altsubstanz und Füllung des Leerraums mit Wohnröhren.

Von Seiten des 16. Bezirks wurde bereits der Wunsch formuliert, die Veränderungen und Aktivitäten rund um den Brunnenmarkt auf den Rest des Bezirks auszuweiten. So können die Projekte der TU-StudentInnen als Inititalzündungen, vielleicht sogar als Anknüpfungspunkte verstanden werden.

Lage und Orientierung des Areals müssen bei den Überlegungen berücksichtigt werden. Im Südwesten liegt etwa die stark befahrene Gablenzgasse, ein Student schlug auf Nachfrage von Faymann vor, dort Geschäfte unterzubringen.

Das langgezogene Gebäude entlang der Herbststraße richtet sich nach Norden und verlangt eine radikale Umstrukturierung. Eine teilweise Nutzung durch Sonderformen wie Studierenden-Wohnheime, betreute Wohnformen oder Künstlerateliers wurde ebenso diskutiert, wie eine verstärkte Förderung von Grünflächen.

Die Ausstellung STADTUMBAU: RADETZKYKASERNE läuft bis 15. September in der Gebietsbetreuung Ottakring in der Haberlgasse 76. (jus)

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