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Sergej Gontschar verwirklichte sich den Traum vom Gelben Trikot.

Photo by Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images
Rennes/Frankreich - Das erste lange Einzelzeitfahren der 93. Tour de France hat am Samstag zum erwarteten Umsturz in der Gesamtwertung geführt und zum Teil überraschende Leistungen der Mitfavoriten gebracht. Ex-Zeitfahr-Weltmeister Sergej Gontschar (Team T-Mobile) übernahm dank seines Sieges auf der 52-km-Runde von St. Gregoire nach Rennes in der Bretagne von Tom Boonen (BEL) die Führung und trägt als erster ukrainischer Radprofi das Gelbe Trikot. Kletter-Spezialist Georg Totschnig hielt sich auf der siebenten Etappe als 44. (+4:00) gut und bleibt im Rennen um die vorderen Plätze der Gesamtwertung.

Gontschar verwies Floyd Landis (USA), einen der Topfavoriten auf den Gesamtsieg, um 1:01 Minuten auf Platz zwei und liegt insgesamt genau eine Minute vor dem früheren Armstrong-Helfer aus dem Team Phonak. Der Ukrainer hat heuer schon in der Anfangsphase des Giro das Rosa Trikot getragen. Von den weiteren chancenreichen Allroundern sind in der Gesamtwertung der Deutsche Andreas Klöden als Sechster (+1:50), der frühere Österreich-Rundfahrtsieger Cadel Evans (AUS) als Achter (1:52) und Vuelta-Gewinner Denis Mentschow als Neunter (+2:00) am besten platziert.

George Hincapie (USA), potenzieller Armstrong-Nachfolger bei Discovery Channel, vermochte hingegen auf der flachen Strecke die großen Erwartungen nicht ganz zu erfüllen und büßte sogar 2:24 Minuten auf Gontschar ein. Er ist mit 2:30 Rückstand Gesamt-17.

Totschnig, kein Spezialist in den Prüfungen gegen die Uhr, hat von den zwei Kapitänen im Team Gerolsteiner vorerst die bessere Position. Der Tiroler schöpfte sein Potenzial fast optimal aus und klassierte sich sogar 2:06 Minuten vor seinem US-Kollegen Levi Leipheimer (96.). Der Gesamt-Sechste und damit bestklassierte Fahrer von 2005 bei der 93. Auflage hatte sich nach seinem Erfolg bei der Dauphine-Rundfahrt viel mehr erwartet und sich selbst zum engsten Kreis der Sieganwärter gezählt. Er verschwand wortlos im Teamauto.

Totschnig erfüllte hingegen seine eigenen Erwartungen. "Ich glaube, ich kann zufrieden sein", sagte der 35-jährige Zillertaler, der im Ziel allerdings meinte, er hätte die Kräfte etwas besser einteilen können. "Ich habe mich von Anfang an gut gefühlt, aber vielleicht bin ich etwas zu schnell gestartet", meinte der Tour-Siebente von 2004. "Zwischendurch habe ich einen Hänger gehabt, aber die letzten fünf, sechs Kilometer waren wieder gut." Der Familienvater schob sich mit insgesamt 4:33 Rückstand auf Rang 37 vor, dreieinhalb Minuten trennen ihn von Topfavorit Landis. Totschnig: "Die Voraussetzungen für die Berge passen."

Auf dem Schlussabschnitt kam Totschnig dem zwei Minuten früher gestarteten Basken Iban Mayo nahe, so wie erhofft einzuholen, vermochte er ihn aber nicht. Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer fand Totschnigs Leistung sehr in Ordnung. "Der Mittelteil war etwas statisch, aber anfangs und hinten raus war es sehr gut. Wenn er Mayo früher vor sich gesehen hätte, wäre noch mehr drinnen gewesen", sagte Holczer. Sprinter Bernhard Eisel und Totschnig-Helfer Peter Wrolich gingen in Anbetracht der kommenden Belastungen nicht aus sich heraus und begnügten sich mit den Plätzen 154 und 169.

Der 36-jährige Gontschar, der vor sechs Jahren in der Nähe von Rennes in Plouay Weltmeister geworden war, darf sich nach dem zweiten Tagessieg des Teams T-Mobile, das Jan Ullrich vor der Tour suspendiert hat, Hoffnungen auf weitere Tage in Gelb machen. "Der Sieg war unerwartet, umso größer ist meine Freude", sagte er.

Die Etappen acht (Sonntag) und neun (Dienstag nach dem ersten Ruhetag) sind noch auf Sprinter zugeschnitten, ehe es am Mittwoch in die Pyrenäen geht und die Gesamtwertung neuerlich durcheinander gewirbelt werden wird. Bobby Julich (USA), einer der Hoffnungsträger im Team CSC, musste wegen einer Handgelenksverletzung nach Sturz aufgeben. (APA)

Ergebnisse 7. Etappe (Zeitfahren, Saint-Gregoire - Rennes, 52 km):

1. Sergej Gontschar (UKR) T-Mobile 1:01:43 Stunden - 2. Floyd Landis (USA) Phonak +1:01 Minuten - 3. Sebastian Lang (GER) Gerolsteiner 1:04 - 4. Michael Rogers (AUS) T-Mobile 1:24 - 5. Gustav Erik Larsson (SWE) Francaise des Jeux 1:34 - 6. Patrik Sinkewitz (GER) T-Mobile 1:39 - 7. Markus Fothen (GER) Gerolsteiner 1:42 - 8. Andreas Klöden (GER) T-Mobile 1:43 - 9. Denis Mentschow (RUS) Rabobank 1:44 - 10. Joost Posthuma (NED) Rabobank 1:45. Weiter: 44. Georg Totschnig (AUT) Gerolsteiner 4:00 - 154. Bernhard Eisel (AUT) Francaise des Jeux 7:51 - 169. Peter Wrolich (AUT) Gerolsteiner 9:57