Spätestens mit seiner von vielen Seiten nicht mehr erwarteten Rückkehr zur Top-Form hat sich der dreifache Weltfußballer endgültig auf Augenhöhe mit den größten Größen der Zunft gespielt. Sein 108. Länderspiel (30 Tore) wird das 785. Wettbewerbsspiel (150 Tore) des scheidenden Kapitäns der "Equipe tricolore" sein.
Wenn nicht Freudentränen über den zweiten französischen WM-Titel nach 1998, dann wird es garantiert Abschiedstränen geben, wenn Zidane seinen Hut nimmt. Einer wie er war immer auch für das emotionale Element des Fußballs zuständig. "Es ist ewig schade, dass er aufhört. Er hat dem Fußball so viele schöne und unvergessliche Momente geschenkt", bedauerte Beckenbauer das endgültige Adieu jenes Mannes, der des "Kaisers" Weltmeisterschaft mit seinen immer noch vorhandenen Künsten so enorm bereicherte.
Die Geschichte des Zinedine Zidane wird in die Annalen der zweiten deutschen WM nach 1974 eingehen. Sie begann mit seinem Rücktritt vom Rücktritt, den er nach der EM-Pleite 2004 nach dem Viertelfinal-K.o. gegen Griechenland frustriert genommen hatte. Als in der Qualifikation Frankreichs WM-Teilnahme auf der Kippe stand, kehrte der Kapitän auf die Kommandobrücke des schaukelndes Schiffes zurück. Auch ohne große Worte gab der schweigsame Star ohne Allüren sofort den Ton an und die Richtung vor. Keiner sprach die Parole so wild entschlossen aus wie er: "Ich will noch einmal Weltmeister werden!"
Eine freche Formulierung angesichts der mühevollen Qualifikation. Es schien wie ein Sinnbild zu sein, als Zidane im letzten WM-Test, dem 3:1-Sieg gegen China, bei der Ausführung seines vergebenen Elfmeters ausrutschte und auf dem Hosenboden landete. Auch der Stolperstart der "Blauen" in der Gruppen-Phase (0:0 gegen die Schweiz und 1:1 gegen Südkorea) wurde eng verknüpft mit der Formschwäche des alternden Kapitäns. Als ohne den gelb-gesperrten Spielmacher mit dem 2:0 gegen Togo der Einzug ins Achtelfinale perfekt gemacht war, wurde schon über seine Entbehrlichkeit spekuliert. Auch die Demütigung von Trainer Domenech, der ihn in der Nachspielzeit des Südkorea-Spiels vom Feld holte, wurde als Zeichen eines würdelosen Abschieds gedeutet.