"Mit diesem Ereignis wurde der islamistische Terrorismus zu einem internen Problem Europas", zitiert das Online-Magazin den Berliner Terror-Experte Guido Steinberg. Denn London habe bestätigt, was der Mord an Theo van Gogh in den Niederlanden ein halbes Jahr zuvor bereits angedeutet habe: Dass Attentäter der neuesten Generation sich aus den Immigranten-Communities im Westen rekrutieren könnten.
Wiederholungsgefahr sei nicht gebannt
"Auch wenn sich seit dem Anschlag von London ein ähnlicher Akt im Westen nicht wiederholt hat: Das Menetekel steht seither an der Wand. Kein Experte, kein Verfassungsschützer, kein Geheimdienstler sieht die Wiederholungsgefahr gebannt", analysiert "Spiegel Online"-Autor Yassin Musharbash.
Mehrere Faktoren machen nach Expertenansicht einige der "angry young muslims" im Westen für Al-Kaidas (al-Qaedas) Ideologie anfällig: ein Mangel an Zugehörigkeitsgefühl in ihren Aufnahmegesellschaften; allgemeine Perspektivlosigkeit und mangelnde Aufstiegschancen. Wut über Kriege, die sie als Angriff auf die islamische Welt verstehen, schließlich ein umfassendes Gefühl der Entwürdigung und Demütigung, auch in Folge der Berichterstattung und Behandlung seit dem 11. September 2001.
Westliches Produkt
Der französische Islamismusforscher Olivier Roy konstatiert bei den Al-Kaida-Sympathisanten, sie seien im Westen "cultural outcasts". Auf der Suche nach einem Selbstbild gingen sie weit über das kulturell-religiöse Erbe ihrer Eltern hinaus. Roy begreift sie deshalb als westliches Produkt: "Ihr Hintergrund hat nichts mit den Konflikten des Nahen Ostens zu tun."