Versuchsverlauf
Ausgangspunkt ist ein aus Zellen des neugeborenen Rattenherzens in Hamburg gezüchtetes ringförmiges Gewebe, das mit anderen Ringen zu einer Fläche verbunden wurde. Diese nähte man laut Dhein bei erwachsenen Ratten, die an einem künstlich ausgelösten Infarkt "erkrankten", wie einen Flicken über die geschädigte Stelle. Um zu untersuchen, inwieweit sich das künstliche Gewebe integriert, tötete man die Versuchstiere vier Wochen nach der Implantation. Ihre Herzen wurden jedoch in einer Nährlösung am Schlagen gehalten, wie der Experte weiter berichtet. Den Angaben zufolge bedeckten 256 Elektroden fast die gesamte Herzoberfläche, also auch die mit dem künstlichen Gewebe überzogene Stelle.
Per EKG wurde dann gemessen, wie sich die elektronischen Reize, die das Herz zum Schlagen treiben, über der Oberfläche des Hohlmuskels ausbreiten. Dheins Messergebnisse, die in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht wurden, belegen, dass sich das künstliche Gewebe in die Wellenfront einfügen, die das Herz überzieht. Die elektrischen Signale seien nahezu unverändert weitergeleitet worden. Auch wenn nur das künstliche Gewebe gereizt worden sei, habe es die Signale an das natürliche Gewebe weitergegeben.
Anwendung in weiter Ferne
"Wir konnten auch nachweisen, dass die Geschwindigkeit der Reizerweiterung bei dem künstlichen Gewebe genauso wie im natürlichen Gewebe in der Längsrichtung der Muskulatur schneller ist als quer zu den Muskelfasern", betonte der Toxikologe. Die Anwendung dieser Erkenntnisse auf den Menschen sei deshalb in weiter Ferne, weil möglicherweise die Gefahr der Vernarbung bestehen könne, wenn das Gewebe länger als die bisher untersuchten Wochen auf dem Herzen liege. Zum anderen kämen aus ethischen Gründen embryonale Stammzellen oder Herzmuskelzellen für die Gewebezucht ohnehin nicht in Frage.