Wien - Derzeit haben die Bären in Österreich schlechte Aussichten, langfristig zu überleben. Das geht aus einer vom Umweltbundesamt unter den Titel "Der Braunbär in Österreich III" veröffentlichen Monografie hervor. Darin werden die Forschungsergebnisse des soeben abgeschlossenen LIFE-Projekts vorgestellt.

Die düstere Prognose der Experten steht in keinem Zusammenhang mit dem Schicksal von Braunbär "Bruno", der Ende Juni als italienisch-österreichisch-deutscher Grenzgänger in Bayern erschossen wurde. Als Gründe werden vielmehr die geringe Individuenzahl, die hohe Sterberate und die Zerstückelung ihres Lebensraums genannt.

Zwei Regionen

Die Braunbären kommen in zwei Regionen vor: In den Nördlichen Kalkalpen - Ober- und Niederösterreich sowie Steiermark - existieren schätzungsweise sieben bis zwölf Bären, in Kärnten und Osttirol fünf bis acht.

Von 1989 an, dem Jahr der Freisetzung der ersten Bärin, nahm die Population in den Nördlichen Kalkalpen bis 1999 stark zu, dann reduzierte sich der Bestand. In Kärnten und Osttirol, wo "Zuwanderer" aus Slowenien leben, stieg die Population von 1992 bis 1997, fiel bis 2000 und ist bis 2005 stabil geblieben. Von Immigranten aus dem südlichen Nachbarland werde das Bärenvorkommen in Österreich abhängen, heißt es in der UBA-Publikation.

Lebensraum

Der Lebensraum der Bären umfasst eine Fläche von 20.000 bis 25.000 Quadratkilometern, wobei sich das Verbreitungsgebiet nur sehr allgemein abgrenzen lässt. "Wanderaktivitäten einzelner Tiere können zu großen Unterschieden in der Ausdehnung von Jahr zu Jahr führen", erläuterten die Experten. Auf 20.000 Quadratkilometern könnten durchaus 400 Exemplare leben - das erscheint viel, auf 100 Quadratmeter kämen aber trotzdem nur zwei Bären, so wie in Slowenien, einem Land ungefähr sie groß wie Niederösterreich.

Schäden

Die Schäden durch Bären in Österreich sind vergleichsweise bescheiden. Sie betrugen in den Jahren 1995 bis 2004 durchschnittlich knapp 8.700 Euro. Für 2005 steht die Summe noch nicht fest, dürfte aber mehr als 10.000 Euro ausmachen. "Die Schadenshöhe steht weniger mit der Größe der Bärenpopulation in Zusammenhang, sondern wird vielmehr vom Verhalten einzelner Bären bestimmt", erläutern die Experten. Die Schäden im Spitzenjahr 1994 - insgesamt rund 65.000 Euro - gingen zum Großteil auf die Problembären Nurmi und Grünau zurück.

In Kärnten überwiegen Schäden an Haustieren, in erster Linie sind Schafe auf Almen betroffen. In den Nördlichen Kalkalpen spielen Haustiere in den Statistik eine weit geringere Rolle. Es kommt aber vor, dass selbst Rinder einem Bären zum Opfer fallen können. "Djuro" zum Beispiel hat 1994 und 2004 jeweils eine 300 bis 400 Kilo schwere Kalbin gerissen. 20 bis 30 Prozent der Schadensfälle betreffen Bienen.

"Rapsölschäden"

In den Nördlichen Kalkalpen kommen "Rapsölschäden" am häufigsten vor, Tendenz steigend. Zu verstehen sind darunter vor allem aufgebissenen Kanister mit Biokettenöl für Motorsägen. "Bären machen zuweilen aber auch nicht vor Benzin-, Diesel-, Motoröl-, Getriebeöl- und Hydraulikkanistern Halt, versuchen unter Gewaltanwendung, das Kettenöl aus Motorsägen herauszubekommen und brechen Traktor- oder Seilkrantüren oder -fenster auf, wenn das begehrte Öl in der Kabine gelagert wird", schildern die Autoren der Monografie und fügen hinzu: "Das Biokettenöl aus Rapsölbasis können Bären vermutlich als Nahrung verwerten; was sie an den anderen Ölen so fasziniert, bleibt etwas rätselhaft."

Fischfutter statt Fische Bei Fischteichen suchen Bären eher nach Fischfutter als nach den Fischen selbst, denn die entwischen ihnen im hohen Wasser leicht. Clever war Nurmi. Er hatte eine Technik entwickelt, durch Öffnen des Abflusses das Wasser abzulassen und auf diese Weise leichter an die Fische heranzukommen. Das haben andere Bären vereinzelt auch getan, aber nicht so systematisch wie der Problembär. (APA)