Bild nicht mehr verfügbar.

Am 12. Juli 1946 passierte ein Zug aus Antwerpen kommend die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz bei Buchs. Der Zug war mit 3.200 CARE-Paketen beladen: Sieben Tage später wurden die so genannten amerikanischen "Liebesgaben" am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof entladen.

Foto: APA/CARE FILE PHOTO 1946
Wien - Am 12. Juli vor 60 Jahren passierten die ersten CARE-Pakete die österreichische Grenze zur Schweiz. Sieben Tage später erreichte der Zug aus Antwerpen mit 3.200 Hilfsgütern den Wiener Franz-Josefs-Bahnhof. Die Hauptstadt der Alpenrepublik galt 1946 als die hungrigste Stadt Europas, berichtete die Hilfsorganisation CARE am Donnerstag in einer Aussendung. Pro Person gab es täglich nur durchschnittlich 980 Kalorien und selbst auf dem Schwarzmarkt waren Nahrungsmittel Mangelware.

Unter den CARE-Paketen befanden sich auch zehn Stück, die vom damalige US-Präsident Harry S. Truman zur Verfügung gestellt und am 25. Juli an den österreichischen Bundespräsidenten Dr. Karl Renner übergeben wurden. Bis 1955 wurden insgesamt mehr als eine Million Pakete nach Österreich geschickt. Zu Beginn wurden die Güter von der Zentrale am Wiener Schottenring verteilt. Bald entstanden aber auch Lagerhäuser und Ausgabestellen in den Landeshauptstädten sowie in Rankweil und Leoben.

Erlesene Leckerbissen

Die ersten Hilfs-Pakete waren so genannte Ten-in-One-Rationen aus Beständen der US-Armee, die im Zweiten Weltkrieg je zehn US-Soldaten mit einer Mahlzeit versorgten. Die Pakte enthielten unter anderem Fleisch, Cornflakes, Pudding, Zucker und Getränkepulver. "Grundnahrungsmittel würde man heute sagen, doch für uns waren es erlesene Leckerbissen", erinnert sich Schauspieler Fritz Muliar. Auch Kaugummi und eine Packung Zigaretten gehörten zur typischen Ausstattung.

Die Spender mussten damals für ein Päckchen die stolze Summe von 15 Dollar berappen. Ab 1947 wurden die Rationen durch Schokolade, Dörrobst und pulverisierte Eier ergänzt und eigene Pakete mit Decken, Stoffen und Produkten für Säuglinge und Kleinkinder verteilt. Ab August wurden auch Hilfsgüter mit koscherem Essen verschickt.

"Cooperative for Assistance and Relief Everywhere"

Die Abkürzung C.A.R.E. bedeute vor 60 Jahren "Cooperative for American Remittances to Europe" und garantierte die Zustellung zum genannten Adressaten. Jeder Empfänger musste einen Beleg unterschreiben, der dann an den Spender zurückgeschickt wurde. Heute steht der Name der Organisation für "Cooperative for Assistance and Relief Everywhere" und unterstützt knapp 70 Länder mit Projekten für Entwicklungs- und Katastrophenhilfe. (APA)