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+++Pro Von Christian Schachinger

Zu den vordringlichsten Pflichten im Leben jedes jungen Menschen gehört es, aufsässig und deppert zu sein. Die Gabe der Vernunft, das Zurückstecken, wenn es darum geht, sich vor allem auch selbst nicht zu schaden, das Funktionieren in der Reihe: alles Sachen für alte Leute. Wer es nicht gleich darauf anlegt, auf dem Moped Streit mit Bäumen zu suchen (Vorsicht: Bäume geben nicht nach!), wer nicht versuchen will, hochdramatisch das Gesetz zu bekämpfen (ein wenig Vandalismus hier, ein bisschen Haschisch da), wen das Fahrradfahren gegen Einbahnen innerlich zu sehr aufwühlt, dem bietet sich im kleinsten Rahmen eines an: das Querschwimmen.

Im Sportbecken querzuschwimmen ist bei dennoch gehobenem Adrenalinspiegel und Revoltenpotenzial insofern beinahe folgenlos, als etwaige Beschwerdeführer meistens selbst mit einem beschäftigt sind. Hier müssen nicht nur reglementierte Bahnen gezogen werden. Man muss beim Schimpfen über kleine Idioten auch darauf achten, dass kein Wasser in die Lunge kommt. Was uns wieder zur Vernunft bringt. Schwimmen ist übrigens blöd und langweilig. Wenigstens sauber wird man.

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Contra---
Von Karl Fluch

Bitt' schön, nicht falsch verstehen, ich bin nicht prinzipiell gegen das Querschwimmen. Aber solange nicht alle quer schwimmen, fragt man sich als Nichtquerschwimmer, was will so einer bezwecken, quer schwimmend? Was sind das für welche? Eh sind's auch Menschen. Passt schon. Aber halt: nicht wie du und ich.

Mir sind die suspekt. Ein bisserl. Weil mit so Kleinigkeiten das Renitente anfängt, das Aufsässige. Heute Querschwimmer, morgen - Querulant. Eine Unruhe bringen solche, und die Unruhe brauch ma net! Wo führt das hin, wenn jeder in eine andere Richtung will? Mit Verlaub, so geht das nicht. Ich sage: Man muss sich anpassen. Und bitte, ich hab die Jahre. Ich weiß, wovon ich rede. Ich bin schon in viele Richtungen geschwommen, aber quer war keine davon.

Es bringt ja auch nichts - außer Wickeln vielleicht. Die können s' haben, die Querschwimmer, gerne sogar. Aber wär ich mit Wickeln dort, wo ich heute stehe? Sicher nicht! Schau'n Sie, man muss ja nicht gleich mitschwimmen. Sich einfach treiben lassen, dann und wann eine leichte Kurskorrektur vornehmen - und alles ist paletti. Empfehle mich! (Der Standard/rondo/07/07/2006)