Trauer, Tränen und eine riesengroße Enttäuschung legten sich nach der Niederlage gegen Italien über das ganze Land. Doch nach dem ersten Schock gab es allerorts eine doch tröstliche Erkenntnis: Deutschland hat zwar nicht gesiegt, ist aber trotzdem kein Verlierer. Das machten nicht nur die deutschen TV-Kommentare klar, die von einem verdienten Sieg Italiens sprachen, sondern schrieb auch die Bild-Zeitung. "Wir weinen mit Euch! Ihr seid trotzdem Helden!", titelte das Springer-Blatt, und am Tag nach der Niederlage verlieh sich das Land selbst einen Siegertitel: Wir sind Weltmeister der Herzen.
Und das ist nicht die Trotzreaktion eines geschlagenen Landes, sondern gar nicht unberechtigt. Deutschland hat bei dieser WM so viel gewonnen. Man erinnere sich an die Monate vor dem Anpfiff: Da wurde um angeblich unsichere Stadien gestritten, da lagen die Nerven bei den Innenministern blank, da glaubte kaum einer an das deutsche Team. Doch dann kam es ganz anders: kein Terrorangriff, keine schweren Ausschreitungen pöbelnder Fans, kein Besuch des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadi-Nejad - und statt schon in der Vorrunde auszuscheiden, legte die deutsche Elf fünf Siege in Serie hin, bevor sie von den Italienern gestoppt wurde.
Das Schönste aber war diese Leichtigkeit, die von Beginn der WM an über dem Land lag. Wie die Weltmeister schwenkten die Deutschen ihre schwarz-rot-goldenen Flaggen, und wenn es einen einzigen Erfinder von Public Viewing gäbe, man müsste ihm das Bundesverdienstkreuz an die Brust heften. Ganz ohne politisch verordneten Hurra-Patriotismus, ohne Furcht erregenden Nationalismus, sondern friedlich und freundlich entdeckten die Deutschen die Freude an ihrem Land.