"Ich dachte, sie würden sie einfach für jedermann sichtbar auf der Seite stehen lassen, wie sie es 1999 getan haben." Kim Jong-il hätte sich der Aufmerksamkeit Washingtons, die er so sehr will, sicher sein können, meinte Foster-Carter im Standard-Gespräch; später hätte die Armee die Raketen eben wieder von den Rampen nehmen können. "Aber sie am Ende abzufeuern, scheint verrückt - unter politischen wie technischen Gesichtspunkten."
Pjöngjang habe nun vor aller Welt gezeigt, dass seine größte Rakete nicht funktioniert und damit das Gesicht verloren. Selbst China, Nordkoreas einzig wichtiger Verbündeter, habe das Regime vor einem solchen Schritt gewarnt, erinnerte Foster-Carter. "Ziemlich merkwürdig. Ich bin überrascht."
Der riskante und letztlich fehlgeschlagene Testflug der Taepodong-2 mag erklären, dass Nordkoreas Militär auch eine Reihe anderer, längst erprobter Kurzstreckenraketen zündete und am späten Mittwoch noch eine siebte Rakete von offenbar längerer Reichweite nachschickte. Diese Auffassung äußerten amerikanische Regierungsvertreter. Dem Ansehen nach waren damit sechs von sieben Tests geglückt.
Foster-Carter, der als Gastprofessor an der Universität von Leeds lehrt, hält nun Auseinandersetzungen innerhalb des nordkoreanischen Regimes für denkbar. "Es gibt natürlich Meinungsverschiedenheiten in Pjöngjang. Einige Leute waren der Ansicht, es sei sinnvoll, eine solche Rakete abzuschießen. Andere, die Technokraten, die in der Vergangenheit ein begrenztes Maß wirtschaftlicher Reformen umsetzten, werden die Kosten für diesen Schritt als zu hoch beurteilen."