Foto. Votivkino

Auf goldgelben Feldern zieht ein Heer von Mähdreschern langsam seine Spur. Aus dem Off erklingt "America the Beautiful" – angeblich hatten Ende des 19. Jahrhunderts auch die Weizenfelder in Kansas die Lehrerin Katharine Lee Bates zu dessen hymnischem Text inspiriert. In der Folge verlesene Nachrichtenmeldungen machen schnell darauf aufmerksam, dass es mit der dortigen Landwirtschaft längst nicht mehr zum Besten steht. Industrielle Großbetriebe treiben kleine Konkurrenten in den Konkurs.

In den sechs folgenden Abschnitten wendet sich Septemberweizen jeweils einem weiteren Problemfeld zu: Etwa den Auswirkungen des Einsatzes von Hybridweizen, von dem Saatgutfirmen ebenso profitieren wie die Hersteller von Pestiziden – während zugleich allerhand "Kollateralschäden" auftreten. Von den USA ausgehend zieht Septemberweizen immer weitere Kreise, die schließlich das Bild einer globalisierten Wirtschaft avant la lettre zeichnen.

Mit Septemberweizen hat das Votiv-Kino eine heimliche Mutter vieler aktueller Dokumentarfilme über den gegenwärtigen Stand und die Auswirkungen der Globalisierung auf den Sommerkinospielplan gesetzt (We feed the World, Mondovino, Darwin's Nightmare oder Unser täglich Brot werden ebenfalls gezeigt):

Der deutsche Regisseur Peter Krieg konnte seinen kämpferischen Film schließlich 1980 im Rahmen des Kleinen Fernsehspiels des ZDF realisieren, nachdem sich die Finanzierung dieses Projekts zuvor lange als schwierig erwiesen hatte. Auf die erste Ausstrahlung folgte eine kleine Erfolgsgeschichte. 1981 wurde Septemberweizen mit dem Deutschen Filmpreis und dem Adolf Grimme Preis ausgezeichnet, er fand auch im Kino anhaltend großen Zulauf und wurde zu einem Standard politischer Bildungsarbeit.

Selbst 26 Jahre später hat er kaum an Wirkung und an Aktualität eingebüßt. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.7.2006)