Caracas - Die südamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur hat Venezuela als fünftes Vollmitglied aufgenommen. Die Mitgliedschaft des Landes, die seit Dezember vergangenen Jahres beschlossene Sache war, wurde am Dienstag (Ortszeit) bei einem Sondergipfel in der venezolanischen Hauptstadt Caracas besiegelt. Mit dem Neuzugang gehören zum Mercosur nun 250 Millionen Menschen mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von zusammen mehr als einer Billion US-Dollar. Das entspricht drei Vierteln der Wirtschaftskraft des gesamten südamerikanischen Kontinents. Die Altmitglieder und Venezuela wollen ihre Märkte schrittweise ab 2010 für einander öffnen.

Ausnahmen für sensible Produkte

Das Dokument, das die Präsidenten Argentiniens, Brasiliens, Paraguays und Uruguays zusammen mit Venezuelas Staatschef Hugo Chávez unterzeichneten, sieht als ersten Schritt die Öffnung der argentinischen und brasilianischen Märkte vor. Drei Jahre später sollen die empfindlicheren Märkte von Paraguay und Uruguay folgen. Im Gegenzug öffnet sich Venezuela den anderen Mercosur-Mitgliedern ab 2012. Bis zum Jahr 2014 soll es allerdings Ausnahmen für besonders sensible Produkte aller Länder geben. Venezuela bringt vor allem seinen Energiesektor in die südamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft ein. Das Land ist der achtgrößte Ölproduzent und der fünftgrößte Ölexporteur der Welt.

Chávez: "Gegengewicht zu ALCA"

Die Aufnahme Venezuelas als Vollmitglied des Mercosur erfolgte nur ein paar Monate nach dem Austritt des Landes aus der Andengemeinschaft, in der Bolivien, Kolumbien, Ecuador und Peru verbunden sind. Chávez hatte den Schritt damit begründet, dass Kolumbien und Peru bilaterale Handelsabkommen mit den USA geschlossen hätten. Er machte auf dem Gipfel in Caracas erneut deutlich, dass er den Mercosur als Gegengewicht zur amerikanischen Freihandelszone (ALCA) sieht.

Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay hatten den Mercosur im März 1991 ins Leben gerufen, um einen gemeinsamen südamerikanischen Markt zu schaffen. Seit 1996 kamen eine Reihe von Staaten als assoziierte Mitglieder hinzu, darunter auch Chile. Damit der Beitritt Venezuelas zum Mercosur auch offiziell in Kraft tritt, müssen noch die Parlamente der fünf Länder zustimmen. Außerdem hat Venezuela vier Jahre Zeit, seine Zollgesetze an die Gemeinschaft anzupassen. (APA/AFP)