Schwierige Zeiten für Harald Wasserburger, Neo-Finanzchef bei Siemens in Wien

Foto: Siemens Österreich

Soll im Endausbau im Jahr 2010 rund 10.000 Siemensianer beherbergen: die Siemens-City, eine Stadt in Wien Floridsdorf

Grafik: STANDARD
Wien - Ausgiebig beraten hat der österreichische Siemens-Aufsichtsrat am Wochenende in Linz nicht nur die Auswirkungen des geplanten Joint-ventures, das Siemens aus seiner Telekom-Netzwerksparte ("Com") mit Nokia gründen will. Thema war auch die "Siemens-City", der alte, neue Firmensitz in Floridsdorf, der im Endausbau 2010 auf 485.000 Quadratmetern Fläche rund 10.000 Beschäftigte beherbergen soll. Die City rechnet sich laut der von Noch-Finanzvorstand Peter Schönhofer vorgelegten Wirtschaftlichkeitsberechnung, also kann nun mit Phase 1 (Investitionsvolumen 30 Mio. Euro) fortgefahren werden.

PSE und Siemens-Ostgesellschaften massiv betroffen

So glatt wird es bei der Ausgliederung der Netzwerksparte nicht abgehen. Fazit eines Kapitalvertreters der Siemens AG Österreich (SAGÖ): Die Auswirkungen werden gravierend sein und sowohl das Softwarehaus PSE massiv betreffen als auch die zur SAGÖ gehörenden Ostgesellschaften.

Was sich in den zweitägigen Diskussionen herauskristallisierte: Die Österreicher können dem Vorschlag von Siemens-Konzernchef Klaus Kleinfeld, die überwiegend für "Com" arbeitenden Softwareprogrammierer direkt in das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN) zu verschieben, nicht viel abgewinnen. Sie tendieren derzeit eher dazu, NSN über langfristige Verträge von Wien aus zu beliefern.

Wie viele der weltweit 6085 PSE-Mitarbeiter direkt betroffen sind, ist offen. Es dürften aber eine Menge sein, denn in guten Zeiten hat PSE rund die Hälfte ihrer 519 Mio. Euro Umsatz mit "Com" erwirtschaftet.

Bleiben die knapp 3000 PSE-Leute gesammelt in Wien, steigt das Risiko: Stimmen Preis und Leistung nicht, wird NSN ihre Software bei Drittfirmen kaufen - und Siemens Österreich bleiben die Kosten.

Frage der Abrechnung

Diese Diskussionen sind in der PSE nicht neu. Bisher war es freilich "nur" das Münchner Stammhaus, das die aus slowakischen, kroatischen und Wiener Kosten gemixten PSE-Mischsätze nicht zahlen wollte, sondern auf Verrechnung der günstigeren Kostensätze in den neuen EU-Ländern drängte. NSN aber wäre eine Drittfirma, die erst saniert werden muss - und deren Finanzvorstand Schönhofer die Kalkulationen bestens kennt.

Gegen eine Teilung spricht laut Insidern, dass bei der für Medizin, Automation und Telematik tätigen Rest-PSE die Kosten explodieren würden. Eine Entscheidung steht im Herbst an. Rauf und runter rechnen muss alles künftig Harald Wasserburger (54), der Schönhofer am 1. August als SAGÖ-Finanzvorstand folgt (der Standard berichtete exklusiv). Schönhofer bleibt bis zu seinem Wechsel zu NSN Siemens-Vorstand ohne Portfolio. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD Printausgabe, 04.07.2006)