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Das Land Steiermark überlegt, den finanziell angeschlagenen historischen Tierpark Herberstein zu kaufen oder langfristig zu pachten.

Foto:APA
Graz - Diese Affäre hatte die steirische Landtagswahl maßgeblich beeinflusst, womöglich sogar entschieden und die ÖVP nach 60 Jahren erstmals um den Landeshauptmannsessel gebracht. Alles drehte sich in den Monaten vor der Herbstwahl 2005 um die fürstliche Landesförderungen für den gräflichen Tierpark Herberstein, den die steirischen Landespolitiker retten und ins Landeseigentum überführen möchten.

Mitten drinnen in den Turbulenzen stand in diesen turbulenten Monaten die Schlossherrin Andrea Herberstein, an ihrer Seite Startenor Thomas Hampson und immer wieder kam die damalige Landeshauptfrau Waltraud Klasnic als Andrea Herbersteins Freundin ins Bild. Die prächtige Kulisse des Schlosses Herberstein samt historischem Zoo bot ein stimmiges Ambiente für jene schillernde Affäre, die sich jetzt, vier Jahre später schon etwas gedämpfter darstellt. Die Familie Herberstein hatte, wie Gutachter nun herausfanden, zumindest mehr als bisher angenommen aus eigenen Mitteln in den Zoo eingezahlt.

Staatsanwalt überlegt

Die vom Rechnungshof kritisierten Privatentnahmen und angeblichen Doppelverrechnungen von Förderungen sind freilich nach wie vor Gegenstand gerichtlicher Erhebungen. Anfang August werde ein entsprechendes Rechtsgutachten sowie erste Ergebnisse der Steuerbehörde vorliegen. Dann werde die Staatsanwaltschaft weitere Schritte überlegen, sagte der Specher der Grazer Staatsanwaltschaft Manfred Kammerer am Montag zum Standard.

Das Land überbrückt

Bis zum Herbst bekommt der in finanzielle Nöte geratene Zoo noch eine Überbrückunghilfe vom Land. Danach sei aber Schluss, sagte Landeshauptmann Franz Voves. Nochmal einen Zuschuss gebe es nicht, Wenn schon Hilfe, dann werde das Land den Zoo kaufen.

Die ÖVP tendiert eher dazu, den Tierpark nur zu pachten. Einig sind sich die Parteien, dass der Tierpark als Leitprojekt für die Region erhalten bleiben soll. Die für Montag angekündigte Entscheidung wurde vertagt, nun soll bis nächsten Montag Klarheit geschaffen werden, in welche Richtung mit den Herberstein-Verantwortlichen - dies ist zur Zeit der Sohn von Andrea Herberstein, Max Herberstein- verhandelt werden soll. Für Landeshauptmann Voves ist eine der Vorbedingungen, dass die bisherigen Förderungen, die an den Zoo geflossen sind im Kaufpreis Niederschlag finden sollten.

In Überlegung ist die Gründung einer eigenen Landes-GesmbH für die Führung des Zoos. Samt strenger Kontrollinstrumente. Ähnliche Gesellschaftskonstruktionen funktionieren zurzeit bereits im Schönbrunner Tiergarten oder im Zoo Salzburg. Sollte das Land tatsächlich einsteigen, müsste jedenfalls tief in die Budget-Topf gegriffen werden. Der Finanzbedarf für die Jahre 2007 und 2008 sieht Erweiterungsinvestitionen in der Höhe von rund 6,2 bis 7,7 Millionen Euro vor. (Walter Müller, DER STANDARD-Printausgabe, 04.07.2006)