Foto: Rappersberger
derStandard.at: Was geschieht bei einem Sonnenbrand mit der Haut?

Rappersberger: Beim Sonnenbrand kommt es zu einer erhöhten Hitzeeinstrahlung. Das ist vergleichbar mit einer Verbrennung durch eine Flamme, nur nicht so akut sondern über einen längeren Zeitraum und mit geringerer Intensität. Die physikalischen Veränderungen sind identisch zu jenen, die bei einer Verbrennung oder Verbrühung auftreten.

Durch einen Sonnenbrand kann man nicht nur Verbrennungen des ersten sondern auch des zweiten Grades erleiden. Drittgradige Verbrennungen können durch die Sonne normalerweise nicht auftreten, außer wenn vorher Medikamente genommen wurden, die zu einer erhöhte Lichtsensibilität (Photosensibilität) des Körpers führen.

derStandard.at: Was passiert mit den Hautzellen?

Rappersberger: Durch diese physikalische Hitzeinwirkung kommt es zu einer vollkommenen physikalischen Veränderung des Gewebes, die bis zum Tod der Zellen führt. Im leichtesten Fall treiben Sie Einzelzellen der Epidermis (Oberhaut) in den Zelltod. Das sieht man auch histologisch sehr schön: die Haut ist rot. Wenn man eine solche Stelle biopsieren und unter dem Mikroskop ansehen würde, sieht man einzelne tote Zellen. Einzelne werden durch physikalische Einwirkung getötet, andere werden wiederum durch Einwirkung der Hitze in einen Prozess getrieben, den man den programmierten Zelltod nennt. Dieser läuft dann offensichtlich durch Mechanismen, die allerdings nicht bekannt sind, beschleunigt ab.

derStandard.at: Man unterscheidet zwischen UVA- und UVB-Strahlen. Welche Strahlen sind für den Sonnenbrand verantwortlich?

Rappersberger: Sie können auch einen UVA-Sonnenbrand bekommen aber UVB ist natürlich wesentlich gefährlicher. Die UVA-Strahlen gehen weiter ins Gewebe hinein. Das Problem bei der Sonneneinstrahlung ist nicht nur der Sonnenbrand, den man vor allem durch die Sonnenschutzmittel verhindern kann. Diese schützen aber nicht notwendigerweise vor DNA-Schäden, die vor allem durch UVA-Licht ausgelöst werden. Eine weitere Konsequenz ist auch eine entsprechende Schädigung tiefer gelegener Gewebsschichten, insbesondere des Bindegewebes, das sich Jahre später in der vorzeitigen Hautalterung, in der so genannten aktinischen Elastose äußert.

derStandard.at: Inwiefern schützt der auf den Sonnenschutzmitteln angegebene UVA-Schutz?

Rappersberger: Australische Studien zeigen, dass die Entstehung von Melanomen und die Anwendung von Sonnenschutzmitteln einander entsprechen. Das heißt je mehr Sonnenschutzmittelmittel und je häufiger die Patienten es angewendet haben, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Melanomen. Die Menschen schützen sich vor dem Sonnenbrand und halten sich daher länger in der Sonne auf, haben aber nicht den entsprechenden DNA-Schutz. Daher bekommen sie natürlich wesentlich ausgeprägtere DNA-Schäden as jene, die sich nicht eincremen und nach zwanzig Minuten die direkte Sonnenbestrahlung vermeiden.

derStandard.at: Welche Hautschäden kann es durch übermäßige Sonneneinstrahlung geben?

Rappersberger: Am bedeutendsten ist das Melanom. Es ist einer der unangenehmsten Tumore, die der Mensch haben kann, weil es nichts dagegen gibt. Das zweite sind Plattenepithelkarzinome, die aus aktinischen Keratosen (Gewebsveränderungen) entstehen können. Und im zunehmenden Maße wird die Entstehung des Basalioms, das ist der häufigste nicht gutartige Tumor des Menschen, mit Sonnenexpositionen verbunden. Alle drei sind Hautkarzinome, verursacht durch UV-Licht.

Daneben kommt es auch zur Hautalterung. Das ist die Zerstörung von hauptsächlich elastischen aber sicher auch kollagenen Bindegewebsfasern in der Lederhaut, im so genannten Corium (Dermis). Das äußert sich zum Beispiel in Falten und in einer Verdünnung der Haut, die dann trockener und spröder wird.

derStandard.at: Was versteht man unter dem Gedächtnis der Haut?

Rappersberger: Das ist eher ein Begriff, den Laien verwenden. Das ist eine Bezeichnung, wie man sie zum Beispiel bei Hautallergien verwenden kann, wenn Zellen gegen bekannte Allergene arbeiten. Aber das hat mit Sonnenbrand nichts zu tun.

derStandard.at: Was macht man bei akutem Sonnenbrand? Kann man auch Cortison geben?

Rappersberger: Bei einem akuten Sonnenbrand, mäßigen Zerstörungen in der Epidermis, kommt es zu einer Weitstellung der Blutgefäße in der darunter liegenden Dermis. Das heißt es kommt zur Entzündung wie sonst durch Bakterien, Viren oder Verletzungen. Verbunden ist das mit Rötung und Schwellung und eventuell auch mit Schmerzen. Daher kann der Sonnenbrand auch gelegentlich mit Mitteln behandelt werden, die zum Beispiel auch beim rheumatischen Schub oder bei Fieberschüben verwendet werden. Also Aspirin oder so genannte nicht-steroidale Antirheumatika können da gut helfen, vor allem dann, wenn der Sonnenbrand stärker ist.

Wenn es eine Verbrennung ersten, zweiten Grades wird, bekommen die Menschen ja auch Schüttelfrost, Kältegefühl, es tut ihnen sehr weh. Lokal kann man kühlende Salben auftragen, natürlich auch Cortison-Salben. Die helfen nicht allzu viel, aber Sie können auch ein kaltes Joghurt drauf schmieren, einfach kühlen.

derStandard.at: Wann sollte man sich in einer Ambulanz behandeln lassen?

Rappersberger: Grundsätzlich muss man wegen eines Sonnenbrands nicht in eine Spitalsambulanz gehen. Wenn die Leute Fieber bekommen dann ist es aber nachvollziehbar. (Marietta Türk)