München - Kokain in bisher nicht gekannten Mengen erreicht derzeit Europa. Im vergangenen Jahr konnten Polizei und Zoll insgesamt 100 Tonnen Kokain in Beschlag nehmen. Das berichtet das deutsche Nachrichtenmagazin Focusunter Berufung auf die europäische Polizeibehörde Europol. Dies seien 25 Tonnen mehr gewesen als im Jahr 2004. Der Drogenmarkt in Europa gilt als weltweit zweitwichtigster nach dem in den Vereinigten Staaten.

Nach Europol-Schätzungen gelangen jährlich 250 Tonnen Kokain in die Länder der Europäischen Union, berichtete das Nachrichtenmagazin.

Auch in Deutschland sei die Menge des sichergestellten Kokains deutlich angestiegen, berichtete das Magazin mit Verweis auf das Bundeskriminalamt: Von 969 Kilogramm im Jahr 2004 sei sie auf 1079 Kilogramm im vergangenen Jahr gestiegen. Der Großteil des beschlagnahmten Stoffs wurde demnach aus den Niederlanden eingeschmuggelt.

Rund 3,5 Millionen Europäer konsumieren derzeit Kokain

Ein ähnlich alarmierendes Bild zeigt eine vor Kurzem veröffentlichte Studie des UN-Büros für Drogen und Verbrechen (UNODC): Laut UNODC wird ein Viertel des Weltverbrauchs in Europa geschnupft. Rund 3,5 Millionen Europäer konsumieren derzeit Kokain. Pro Jahr steige die Rate um zwei Prozent, heißt es in der Studie. Europäische Regierungen sollten das Ergebnis der Studie nicht auf die leichte Schulter nehmen, mahnte der UNODC-Vorsitzende Antonio Maria Costa bei der Studienpräsentation.

"Viel zu viele qualifizierte, ausgebildete West-Europäer benutzen Kokain und streiten ab, dass sie abhängig sind". Und über Drogenmissbrauch von Stars werde von den Medien viel zu unkritisch berichtet, klagte Costa. Weltweit würden die Droge 13,4 Millionen Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren regelmäßig verwenden, die Hälfte davon in Nord- und Südamerika.

Wobei dem UNODC-Bericht zufolge der Anbau von Coca-Pflanzen weltweit jedoch zurückgehe. 2005 würden noch 159.000 Hektar angebaut, im Vergleich zu knapp 222.000 Hektar noch fünf Jahre zuvor. (APA, dpa/DER STANDARD; Printausgabe, 3.7.2006)