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Der Franzose Casper erfüllte sich einen Lebenstraum.

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Thor Hushovd erlitt im Finish eine stark blutenden Wunde am Oberarm.

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Straßburg - Die 93. Tour de France rollt und die sportlichen Ereignisse lassen den keineswegs ausgestandenen Dopingskandal in den Hintergrund rücken. Im Elsass wollten am Wochenende Hunderttausende trotz der Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Tage Tour-Luft schnuppern. Nach dem Prolog-Sieg des Norwegers Thor Hushovd ließ sich am Sonntag ebenfalls in Straßburg der Franzose Jimmy Casper als Gewinner der ersten Etappe (184,5 km) feiern. Die zwei Österreicher Bernhard Eisel und Peter Wrolich belegten die Ränge acht bzw. elf. George Hincapie (USA) eroberte das Gelbe Trikot.

Im Finish der ersten Etappe überschlugen sich die Ereignisse. Weltmeister Tom Boonen, im Vorjahr Auftaktsieger, fuhr den Sprint taktisch nicht optimal (13.), Hushovd wurde durch einen gefährlichen Zwischenfall mit einem Zuschauer um seine Chance gebracht. Der 28-jährige aus dem Rennstall Credit Agricole sprintete ganz rechts in aussichtsreicher Position, streifte aber kurz vor dem Ziel einen Gegenstand, den ein Fan über die Absperrung in die Fahrbahn gehalten hatte. Hushovd kam noch als Neunter ins Ziel, wo er wegen einer stark blutenden Wunde am rechten Arm verarztet wurde, verlor aber das Gelbe Trikot.

Nutznießer war der frühere Armstrong-Helfer Hincapie. Er war im Prolog mit nur 73 Hundertstel Rückstand auf Hushovd Zweiter gewesen und übernahm dank einer Zeitgutschrift von zwei Sekunden für Rang drei im letzten Zwischensprint die Gesamtführung. Hushovd, dessen Antreten am Montag gesichert schien, ist mit zwei Sekunden Rückstand Zweiter. Hincapie hat keine Hoffnung, das Trikot in den kommenden Tagen, zu verteidigen, zählt aber zu den großen Anwärtern auf die Armstrong-Nachfolge. Vor den übrigen Anwärtern schlugen sich vorerst Alejandro Valverde (ESP) als Fünfter (+0:06) und Floyd Landis (USA) als Neunter (+0:11) am besten.

Bei 30 Grad auf den Straßen um Straßburg und dem 20-km-Abstecher nach Deutschland hatte eine siebenköpfige Spitzengruppe lange Zeit das Geschehen bestimmt Die Ausreißer, unter denen sich Georg Totschnigs Kollege Fabian Wegmann (GER) und Benoit Vaugrenard (FRA) als Bester in der Gesamtwertung (31./+0:19) befand, holten einen Maximalvorsprung von rund viereinhalb Minuten heraus, wurden aber 13 Kilometer vor dem Ziel wieder eingeholt. Die Teams der Sprinter hatten die "lange Leine" der Flüchtigen im Finish Tritt für Tritt eingeholt.

Im Prolog war Eisel als bester Österreicher an der 61. Stelle (+0:26) gelandet, Georg Totschnig büßte als 141. 43 Sekunden ein und Peter Wrolich begnügte sich mit 56 Sekunden Rückstand mit Rang 169. Totschnigs Rückstand scheint groß, doch der Tiroler verwies auf ähnlich verlaufene vergangene Auflagen und hat keine Bedenken. "Nicht gut, aber auch nicht schlecht", bilanzierte der Gerolsteiner-Kapitän. "Man probiert, sich jedes Jahr zu verbessern, aber der Prolog auf dieser kurzen Strecke ist einfach nicht meine Disziplin."

Auf der ersten Etappe hatte Wrolich zunächst seinen Kapitän Totschnig aus Schwierigkeiten herausgehalten und war im Finish für David Kopp gefahren. "Aber zwei Kilometer vor dem Ziel haben wir uns verloren und ich bin dann auf meiner Position ins Ziel gerollt. Aber ich habe gesehen, dass ich mithalten kann. Ich werde an den nächsten Tagen sicher noch sprinten", erklärte der Kärntner.

Eisel verärgert

Eisel ägerte sich im Ziel über ein Materialproblem. Er hatte auf der Strecke wegen eines Schaltungsdefekts das Rad tauschen müssen, auf dem Ersatzrad waren aber keine Carbonräder montiert. Damit waren die Chancen des Steirers im Sprint reduziert. "Das ist mehr als ärgerlich, das darf nicht passieren", erklärte Eisel.

Nur 176 Fahrer aus 20 Teams haben die Tour in Angriff genommen, nachdem das Fahrerfeld durch die Auswirkungen des in Spanien offenkundig gewordenen Doping-Skandals am Freitag um neun Fahrer verkleinert worden ist. Schon vorher war der Rennstall Comunidad Valenciana wieder ausgeladen worden. Das Astana-Team wurde um fünf Fahrer reduziert und so mussten die vier verbliebenen Profis passen, weil nach den Statuten eine Mindestzahl von sechs Teilnehmern gilt. Unschuldig zum Handkuss kam so der als Mitfavorit gehandelte Alexander Winokurow aus Kasachstan.

Die ersten Fünf der Gesamtwertung 2005 fehlen in dem auf 176 Fahrer aus 20 Teams reduzierten Feld. Neben dem zurückgetretenen Seriensieger Lance Armstrong und Winokurow (5.) sind Ivan Basso (ITA/2.), Jan Ullrich (GER/3.) und Francisco Mancebo (ESP/4.) als Betroffene des Doping-Skandals nicht dabei. (APA)

1. Etappe von Straßburg nach Straßburg (184,5 km): 1. Jimmy Casper (FRA/Cofidis) 4:10:00 Std. (44,3 km/h) - 2. Robbie McEwen (AUS/Davitamon - Lotto) - 3. Erik Zabel (GER/Milram) 4. Daniele Bennati (ITA/Lampre) 5. Luca Paolini (ITA/Liquigas) 6. Isaac Galvez Lopez (ESP/Caisse d'Epargne) - 7. Stuart O'Grady (AUS/CSC) - 8. Bernhard Eisel (AUT/Francaise des Jeux) - 9. Thor Hushovd (NOR/Credit Agricole) - 10. Oscar Freire (ESP/Rabobank) - 11. Peter Wrolich (AUT/Gerolsteiner). Weiter: 13. Tom Boonen (BEL/Quick Step) - 52. Georg Totschnig (AUT/Gerolsteiner) - alle gleiche Zeit.

Gesamtwertung: 1. George Hincapie (USA/Discovery Channel) 4:18:15 Std. - 2. Hushovd +0:02 Minuten - 3. David Zabriskie (USA/Team CSC) 0:06 - 4. Sebastian Lang (GER/Gerolsteiner) - 5. Alejandro Valverde (ESP/Caisse d'Epargne) - 6. O'Grady alle gleiche Zeit - 7. Michael Rogers (AUS/T-Mobile) 0:08 - 8. Paolo Savoldelli (ITA/Discovery Channel) 0:10 - 9. Floyd Landis (USA/Phonak) 0:11 - 10. Benoit Vaugrenard (FRA/Francaise des Jeux) gleiche Zeit. Weiter: 15. Cadel Evans (AUS/Davitamon) 0:15 - 31. Bobby Julich (USA/CSC) 0:20 - 33. Jaroslaw Popowitsch (UKR/Discovery Channel) 0:22 - 38. Levi Leipheimer (USA/Gerolsteiner) 0:23 - 59. Denis Mentschow (RUS/Rabobank) 0:28 - 64. Eisel 0:28 - 140. Totschnig 0:45 - 166. Wrolich 0:58.