Berlin - Im Moment des Frustes haben die argentinischen Fußballer das Fairplay vergessen. "Ich hatte schon das Gefühl, dass sie schlechte Verlierer waren", kommentierte Deutschlands Innenverteidiger Christoph Metzelder die Tumulte nach dem Fußball-WM-Elfmeter-Krimi mit deutschem Happy-End. Schon auf dem Weg zum Elfmeterpunkt waren derbe Schimpfworte gefallen, nach dem nervenaufreibenden Match und dem letzten Fehlschuss der Argentinier folgten im Berliner Olympiastadion Handgreiflichkeiten.

Abwehrspieler Per Mertesacker wurde auf dem Weg zur Jubeltraube um Torhüter Jens Lehmann von Leandro Cufre per Tritt zu Boden gestreckt. "Es war unfair, was er getan hat. Aber er ist dafür bestraft worden. Und damit ist die Sache für mich auch erledigt. Wohin er mich getreten hat, spielt dabei keine Rolle mehr", sagte Mertesacker, der die Geschichte über die Tätlichkeit und die Rote Karte für den argentinischen Reservisten immer wieder erzählen musste. Zwar hatte sich der Sünder aus dem Tumultbereich geschlichen, aber Schiedsrichter Lubos Michel bestrafte ihn direkt auf der Ersatzbank.

Auch Teammanger Oliver Bierhoff bekam nach eigenen Angaben Schrammen am Bein ab. "Ich wollte schlichten und danach hatten sie es auf mich abgesehen", schilderte der ehemalige DFB-Kapitän. "Es ist sehr traurig, dass so ein Bild in die Welt gesendet wird. Hier feiern die Fans friedlich miteinander. Da sollten auch die Sportler fair sein. Ich wollte meine Spieler verteidigen." Torsten Frings sagte zu den Auseinandersetzungen: "Argentinien ist absolut unfair und kann schlecht verlieren."

Bei den Auseinandersetzungen waren dann nahezu alle Teammitglieder aus beiden Lagern beteiligt. Nur einen kümmerte das gar nicht: Lehmann, der den Südamerikanern den Frust beschert hatte, bekam vom ganzen nichts mit. Er eilte lieber den Weg in die Kabine. "Da war so viel Spannung drin, da sind so viel Emotionen herausgebrochen. Da kommt es schon mal vor, dass jemand für eine Sekunde die Beherrschung verliert", sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann und empfahl: "Das sollte man einfach vergessen."

Die FIFA will den Vorfall aber untersuchen und gegebenenfalls reagieren. Ob weitere Spieler mit Disziplinar-Maßnahmen zu rechnen haben, ist noch nicht abzuschätzen. Klinsmann dazu: "Da sind Emotionen hochgekocht. Die Provokationen gingen von argentinischer Seite aus, aber ich wüsste nicht, was die FIFA zu untersuchen hat." (APA/dpa/SIZ)