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Wolfgang Kommer fragt, wie es Mozart mit dem Alkohol hielt, und ob er "gesoffen" hat.

Dass sich Mozart exzessiv dem Konsum alkoholischer Getränke hingegeben hätte, ist angesichts des von ihm geschaffenen Riesenwerks eher unwahrscheinlich. Rein rechnerisch wären sich da allzu viele Räusche nicht ausgegangen. Allerdings heißt das nicht, dass Mozart Abstinenzler gewesen wäre. Sowohl der Briefwechsel der Familie als auch Berichte von Zeitgenossen lassen darauf schließen, dass der Maestro Bier und Wein ebenso schätzte wie Champagner und Punsch.

Georg Nikolaus Nissen schreibt in seiner Biografie über diesen sympathischen Charakterzug Mozarts: "Man weiß, wie er oft in seine Gesundheit stürmte, wie manchen Morgen er mit Schikaneder verchampagnerte, wie manche Nacht er verpunschte und nach Mitternacht gleich wieder an die Arbeit ging, ohne die mindeste Erholung seinem Körper zu gönnen." Hier spielte Nissen offenbar darauf an, dass der leichtgewichtige Mozart nicht allzu viel vertrug.

Auch Leopold warnte einmal seinen 21-jährigen Sohn nachdrücklich vor den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums: "Nur bitte ich dich mein lieber Wolfgang keinen Exceß zu machen. Die starken Weine, und vieles Weintrincken ist dir schädlich." Aber Mozart schien genau zu wissen, welche alkoholischen Getränke ihm gut taten und welche nicht. Aus diesem Grund besuchte er in Wien auch nur Gaststätten, in denen es qualitativ hochwertiges Bier gab wie z. B. die "Goldene Schlange" in der Kärntner Straße oder die "Ungarische Krone" in der Himmelpfortgasse.

Gegen Ende seines Lebens ließ sich Mozart den einen oder anderen "Blutzer" (=Gefäß zum Transport des Haustrunks) Bier auch nach Hause bringen. Was den Wein betraf, so hielt sich Mozart eher an den Grundsatz Don Giovannis: "Vivan le femmine! Viva il buon vino!" als an jenen Pedrillos in der Entführung, der im Wein in erster Linie ein Betäubungsmittel sah: "Bin ich verdrießlich, mürrisch, launisch: hurtig nehm' ich meine Zuflucht zur Flasche."

Deshalb trinkt ja Don Giovanni auch "exzellenten Marzemino" und nicht jenen billigen "Cyperwein", mit dem Pedrillo seinen Widersacher Osmin außer Gefecht setzt. (ALBUM/DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.7.2006)