Milosevic verstarb im März, bevor der Prozess gegen ihn vor dem Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien beendet werden konnte. Der Schriftsteller reiste zur Beisetzung von Milosevic nach Belgrad, was ihm heftige Kritik eintrug. Als Handke kürzlich der mit 50.000 Euro dotierte "Heinrich-Heine-Preis" der Stadt Düsseldorf verliehen werden sollte, kam es zum Eklat, weil sich im Stadtrat eine Mehrheit gegen die Jury-Entscheidung abzeichnete. Handke verzichtete daraufhin auf den Preis.
Vom Spielplan genommen
Zuvor hatte bereits der Direktor der Comédie Francaise Handkes Stück "Das Spiel vom Fragen oder Die Reise ins sonore Land" aus dem Jahr 1989, das 2007 an der Comédie Francaise gespielt werden sollte, vom Spielplan genommen, nachdem er, so Handke, einen Bericht in einer Wochenzeitung gelesen habe, der "voll von Lügen war. Ich hätte am Grab von Slobodan Milosevic - ich war ja wirklich da, das stimmt - ich hätte die serbische Fahne geschwenkt, ich hätte eine rote Rose auf den Leichenwagen gelegt, ich hätte alle Massaker während des Krieges gebilligt und sogar gut gefunden - auch das Massaker von Srebrenica."
Auf die Frage, ob er später mit dem Direktor gesprochen hätte, meint Handke, "Nein, das kommt nicht in Frage." In früheren Interviews hatte Handke das Srebrenica-Massaker als "scheußlich" und als "größtes Töten seit dem Zweiten Weltkrieg" bezeichnet. Er hatte aber auch behauptet, dass Milosevic von dem Massaker keine Kenntnis hatte.
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