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Foto: AP/Kubani
Bratislava/Wien - Vladimír Meciar (64), auf dessen Unterstützung der designierte slowakische Premier Robert Fico nun angewiesen ist, gehört zu den umstrittensten Persönlichkeiten der Slowakei seit der Wende. Der ehemalige Boxer und Innenminister in der ersten postkommunistischen Regierung gründete im Jahr 1991 eine eigene Partei, die Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS).

Die HZDS gewann seit 1992 alle Parlamentswahlen. Der Wahlsieg der HZDS im Jahr 1992 leitete die Teilung der Tschechoslowakei ein. Der Wahlsieg im Jahr 1994 warf die Slowakei im europäischen Integrationsprozess zurück.

Meciar spielte mit der Idee eines slowakischen Sonderweges. Er versuchte eine heimische "kapitalbildende Schicht" zu schaffen und zeigte Skepsis gegenüber einer Nato-Eingliederung der Slowakei. Wegen der engen Verbindungen des slowakischen Geheimdienstes mit dem russischen Geheimdienst in der Ära Meciar war vor allem Großbritannien lange Zeit gegen die Aufnahme der Slowakei in die Nato.

Innenpolitisch wurde der Geheimdienst während der Regierungszeit Meciars zu einer Art Staat im Staat. Die Entführung des Sohnes des damaligen Staatspräsidenten Michal Kovác im August 1995 nach Österreich wurde und wird bis heute Meciar direkt angelastet. Beweise gibt es allderings nicht. Meciar selbst machte durch Erteilung einer Amnestie die Ermittlung in diesem Fall unmöglich. Undurchsichtig ist auch die Finanzierung seiner Villa im Kurort Trencianske Teplice.

Bei der Wahl 1998 vereinten sich alle Parteien gegen die HZDS und schickten sie in die Opposition. Meciar wurde zum Nato- und EU-Befürworter. Besonders nach 2002 unterstützte er die Mitte-rechts-Regierung in kritischen Momenten. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2006)