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Jara vor Gericht.

Foto: Reuters/Toernstroem
Salzburg - Die vorzeitige Trennung zwischen Fußball-Trainer Kurt Jara (55) und seinem bisherigen Arbeitgeber Red Bull Salzburg vom 19. Mai hatte heute, Donnerstag, am Salzburger Arbeitsgericht ein erstes gerichtliches Nachspiel. Die Verhandlung, bei der Jara seine Entlassung bekämpft, wurde bis zum Eintreffen einer schriftlichen Präzisierung des Entlassungsgrundes vertagt. Dann wird der Prozess bis zum Ausgang eines Verfahrens wegen Kreditschädigung, das Jara beim Landesgericht Salzburg angestrengt hat, unterbrochen.

Kurt Jara will mit der Klage nach dem Arbeitsverfassungsgesetz erreichen, dass seine Entlassung aufgehoben wird. "Der Vertrag zwischen ihm und Red Bull wurde bis zum Jahr 2008 abgeschlossen", erläuterte sein Vorarlberger Anwalt Karl Schelling. Die beiden trafen heute überpunktlich beim Arbeitsgericht ein. Verlief der Wortwechsel vor Prozessbeginn (11.00 Uhr) mit dem Anwalt von Red Bull, Reinhard Ratschiller, noch locker, gingen die Emotionen vor Richterin Ulrike Branntweiner hoch.

Verwunderte Richterin

Schelling fand es "ungeheuerlich", dass Red Bull den Vorwurf an Jara nicht konkretisieren wollte, es sei zu Ungereimtheiten bei Spielertransfers gekommen. Auch die Richterin zeigte sich verwundert, dass der Anwalt des Bundesliga-Vizemeisters dem Gericht bisher keine Details der Anschuldigungen genannt hatte und auch heute nicht kundtun wollte. Deshalb forderte sie die beklagte Partei auf, den Entlassungsgrund innerhalb einer Frist von drei Wochen schriftlich zu präzisieren und dem Gericht zu übermitteln.

Für Jara als leitender Angestellter existiere kein Anfechtungsrecht, entgegnete Ratschiller vor Gericht. Zum Thema Ungereimtheiten stellte er nur so viel fest: Dass Jara sage, er wisse von nichts, sei eine subjektive Form des Leugnens. "Sie werden Unterlagen sehen, was bei den Spielertransfers passiert ist. Das schaut nicht schön aus. Das ist ein Skandal, wo er mitgemacht hat", meinte der Red-Bull-Anwalt. Er wollte aus Rücksicht für Jara die Öffentlichkeit ausschließen. Doch die Richterin konnte keine Ausschließungsgründe erkennen.

Weitere Klage gegen Mateschitz

Die weitere Vorgangsweise des Arbeitsgerichts: Nach einer Frist von drei Wochen, in der die klagende Partei zum Red-Bull-Schriftsatz Stellung nehmen muss, "wird die Verhandlung wegen der Präjudizialität unterbrochen", kündigte die Richterin an. "Es macht keinen Sinn, wenn zwei Richter ein und die selbe Frage prüfen", erläuterte der Mediensprecher des Landesgerichts, Vizepräsident Philipp Bauer. Kurt Jara hatte dort eine zweite Klage auf Widerruf Kredit schädigender Äußerungen gegen den Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz eingebracht. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Auf die Möglichkeit eines Vergleiches sind heute beide Parteien nicht eingegangen. Der 55-jährige Tiroler will die Gründe seiner Entlassung - die offizielle Kündigung sei erst nach Einbringung der Klage eingelangt - genau wissen. "Ich hab' nichts getan. Auch heute kam wieder nichts auf den Tisch. Die Anschuldigungen müssen zu 100 Prozent ausgeräumt werden. Ich kämpfe um mein Recht, ich möchte ja als Trainer weiterarbeiten." Eine Entlassung könne einem Trainer ja immer passieren, aber "ohne Gründe, das ist ein bisschen stark". Mit Wehmut in der Stimme meinte er noch. "Meine Spieler haben letztes Jahr gute Leistungen erbracht. Ich war überzeugt, dass wir das Ziel im nächsten Jahr schaffen", sagte Jara nach der Verhandlung zu den Journalisten.

Solange Jaras Arbeitsverhältnis aufrecht ist, kann er keine Stellung als Trainer annehmen, ergänzte Anwalt Schelling. Allerdings liegen auch noch keine Angebote vor, sagte Jara. Er halte sich derzeit vorwiegend in seiner Heimatstadt Innsbruck auf, einige WM-Spiele sehe er sich in Deutschland an.(APA)